Leaky Gut Syndrom

Aufgaben des Darms

Der Darm hat viele Aufgaben, vor allem die kontrollierte Stoffaufnahme, mit der die Nährstoffversorgung des Körpers sichergestellt wird. Auch eine effektive Infektionsabwehr ist eine wichtige Funktion des Darmes. Schließlich sind 70-80 % des Immunsystems im Darm lokalisiert. Um all seine Aufgaben korrekt ausführen zu können braucht der Darm unbedingt:

  • eine intakte bakterielle Besiedlung des Darmes (intestinale Mikroflora)
  • eine ausreichende Bildung von Mucosa
  • eine ausreichende Bildung von sekretorischem Immunglobulin A (sIgA)
  • eine unversehrte intestinale Epithelzellschicht

Gesteigerte Durchlässigkeit der Darmwand

Beim sogenannten Leaky Gut Syndrom (undichter, löchriger Darm) ist die Durchlässigkeit der Darmwand gestört. Man spricht dann von intestinaler Permebilität. Normalerweise verbinden tight junction (Membranproteine) die Zellen miteinander. Diese Verbindungen können jedoch durch Umwelteinflüsse, Alkohol, Medikamente, langfristige Antibiotikatherapien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und chronischen Stress zerstört werden. Eine intakte Epithelschicht ist Voraussetzung damit der Durchtritt unerwünschter Substanzen verhindert wird. Der Nachweis von Zonulin kann sowohl im Stuhl als auch im Serum erfolgen, wobei nach aktueller Beurteilung eines Labors der Nachweis mittels Stuhluntersuchung vorzuziehen ist.

Folgen des Leaky Gut Syndroms

Eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut bedingt eine verstärkte Konfrontation des Darm-Immunsystems mit Nahrungsbestandteilen, aber auch Fremdantigenen jeglicher Art sowie Nahrungsmittelzusatzstoffen. Ferner können Bakterien (vor allem bei Dysbiose), bakterielle Lipopolysacharide (LPS), Schimmelpilze und Candida-Pilze sowie deren Stoffwechselprodukte als Trigger einer Immunaktivierung und Vermittlung einer systemischen Entzündung deutlich wirksamer sein, wenn die Barriere der Darmschleimhaut fehlerhaft ist. Symptome sind anfangs lokale Entzündungen, wobei sich später diverse Beschwerden, wie chronische Entzündungen, Autoimmunerkrankungen oder Allergien entwickeln können.

Faktoren, die die intestinale Permeabilität erhöhen

  • Entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn)
  • Zöliakie
  • Glutenunverträglichkeit
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Nahrungsmittelallergien
  • Exokrine Pankreas-Insuffizienz
  • Infektionen und Fehlbesiedlungen (Parasiten, Bakterien, Viren, Pilze)
  • Dysbiose
  • Intestinale Fäulnis- und Gärungsdysbiose
  • Endotoxine
  • Mangel an sekretorischem Immunlobulin A (sIgA)
  • Alkohol-Konsum
  • Schmerzmedikamente
  • Psychischer und physischer Stress
  • Mineralstoffmangel, vor allen Zink, Magnesium, Calcium, Selen
  • Schwermetalle
  • Chemotherapie
  • Strahlenbelastungen
  • Schwere Verbrennungen, Sepsis, Schock
  • Erhöhter oxidativer Stress (freie Radikale)

Leaky Gut-Entstehungsprozess

Alle vorgenannten Faktoren können zur gestörten Darmbarriere führen (Leaky Gut), wodurch es zur systemischen Aufnahme von Lipopolysachariden (LPS) = Bakterienbestandteile, toxischen Metallen, anderen Umweltgiften und Allergenen kommt. Die Folge sind Entzündungen und oxidativer Stress.

Verstärkung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind oft die Folge von chronischen Entzündungsprozessen im Darm. Im Darmepithel werden die Enzyme Diaminooxidase und Laktase gebildet, so dass auch entzündlich bedingte Veränderungen der Darmschleimhaut zu einer verminderten Synthese dieseer Enzyme führen. Daher erlaubt die Bestimmung von Zonulin auch die Kontrolle des Therapieverlaufes bei DAO-Mangel (Histaminintoleranz) bzw. Laktasemangel (Laktoseintoleranz). Auch bei Patienten mit Zöliakie fallen die Zonulinspiegel bei glutenfreier Diät parallel zu den Entzündungsparametern ab.

Resorptionsstörungen

Bei einer gestören Darmschleimhaut können Nahrungsbestandteile nicht angemessen verdaut bzw. resorbiert werden. Die Folge sind oft Mangelerscheinungen bei lebenswichtigen Spurenelementen wie Zink, Selen, Kupfer, Magnesium, Mangan, Kobalt oder Chrom. Bereits eine latente Unterversorgung kann zu einer verminderten Gehirnleistung oder einer erhöhten Infektanfälligkeit führen. Bei Patienen mit erhöhten Zonulinwerten ist daher eine ausreichende Mineralstoffversorgung sehr wichtig. Damit es nicht zu einer Überdosierung kommt sollte sinnvollerweise eine Mineralstoffanalyse zur Orientierung gemacht werden.

Gesteigerte Aufnahme toxischer Metalle

Sowohl durch Freisetzung aus metallischem Zahnersatz als auch aus der Nahrung gelangen toxische Metalle wie z.B. Quecksilber, Silber, Zinn, Blei, Palladium, Arsen oder Aluminium in den Darm. Im Normalfall werden sie zum großen Teil wieder ausgeschieden. Bei Leaky Gut kommt es dagegen zur verstärkten Aufnahme in den Organismus und damit zur toxischen Belastung. Vor allem Quecksilberbelastungen durch Amalgam werden als Ursache angenommen. Hierzu sollte eine separate Schwermetallanalyse erfolgen.

Symptome und Krankheiten bei Leaky Gut Syndrom

  • ADS / ADHS
  • Allergien, verschiedene
  • Alzheimer
  • Angststörungen
  • Autismus (Clostridien)
  • Blasen- und Vaginalentzündungen
  • Blähungen und schmerzhafte Verdauungsbeschwerden
  • Candida und Hefebefall
  • Chronisches Müdigkeitssyndrom
  • Colitis ulcerosa
  • Chronische Krankheiten
  • Chronische Müdigkeit
  • Depressionen
  • Durchfall und Verstopfung
  • Diabetes Typ 1 + Typ 2
  • Fibromyalgie
  • Fieberschübe
  • Hashimoto-Thyreoditis
  • Hautentzündungen (Ekzem, Schuppenflechte, Rosazea, Dermatitis, Akne)
  • Lupus erythematodes
  • Metabolisches Syndrom
  • Migräne
  • Morbus Crohn
  • Multiple Sklerose (MS)
  • Multisystem-Erkrankungen
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFKE) und andere Leberleiden
  • Parkinson
  • Polyzystisches Ovarsyndrom (PZOS)
  • Reizdarmsyndrom
  • Restless legs Syndrom (ruhelose Beine)
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Rheumatoide Arthritis
  • Nervosität
  • Verwirrtheitszustände
  • Schizoide Störungen (Rückzug, mangelnder Gefühlsausdruck)

Therapie des Leaky Gut Syndroms

Die Therapie des Leaky-Gut Syndroms erfolgt in erster Linie mit Probiotika und Ballastoffen sowie antientzündlichen Mitteln (z.B. Curcumin). Aus resistenter Stärke gebildete kurzkettige Fettsäuren (v. a. Butyrat) dienen den Darmepithelzellen als Energielieferant und fördern die Bildung von tight-junction-Proteinen. Auch Glutamin spielt dabei eine wichtige Rolle. Glutamin verhindert den Abbau der tight junction und ist an der Bildung von Schleimhaut-Proteinen beteiligt. Unterstützend können auch entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren eingesetzt werden, die sowohl lokale als auch systemische Entzündungen eindämmen. Auch gibt es spezielle Präparate, die Schwermetalle im Darm binden können. Die vorgenannten psychophysischen Störungen bedürfen natürlich einer zusätzlichen Intervention.

Labor

  • Zonulin im Stuhl
  • Zonulin im Serum
  • Calprotectin
  • Alpha-1-Antitrypsin
  • Beta Defensin 2
  • Sekretorisches IgA
  • Histamin
  • Diaminooxidase Enzym (DAO)
  • Ggf. Lactulose-Mannitol-Test
  • Ggf. spezielle Diagnostik für vorgenannte Krankheitszustände

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