Mikrobiom – Heilung über den Darm

Die gesunde Darmflora eines erwachsenen Menschen besteht aus 1400 verschiedenen Bakterienstämmen, die mit uns in einer Symbiose leben und das Immunsystem der Darmschleimhaut-Oberfläche bilden. Das menschliche Darm-Mikrobiom umfasst 100 Billionen Bakterien und macht 1,5 bis 2 Kilogramm unseres Körpergewichts aus. Etwa 50 % der Darmbakterien gehen täglich mit dem Ausscheiden des Stuhls (Faeces) verloren, was die überragende Bedeutung hinsichtlich der notwendigen Unterstützung zur Ansiedlung von Darmbakterien unterstreicht.

Beeindruckende Zahlen

  • 100 Billionen Bakterien besiedeln unseren ca. 8 m langen Darm
  • 1400 Mikrobenarten sind im Darm vertreten mit einem Gewicht bis zu 2 kg
  • 400 Quadratmeter groß ist die Oberfläche der Darmzotten, fast so groß wie zwei Tennisplätze
  • 100-200 Millionen Neuronen (Nerven) durchziehen den Darm. Das sogenannte „Bauchhirn“ agiert selbstständig und tauscht Informationen mit dem „Kopfhirn“ aus
  • 11 Millionen Deutsche haben Probleme mit der Verdauung
  • Bei jungen Erwachsenen stieg die Zahl der Reizdarm-Diagnosen innerhalb von 12 Jahren (2005-2017) um 70 % an.
  • Bei Frauen diagnostizierten Ärzte doppelt so häufig das Reizdarmsyndrom wie bei Männern [10]

All die grundlegenden Prozesse,
die Hirnforscher teils ihr ganzes Leben lang studieren,
werden offenbar von Darmmikroben beeinflusst.
P.A. Smith

Gleichgewicht der Darmbakterien ist Idealzustand

Das gesunde Milieu der Darmflora verändert sich im Laufe des Lebens durch Fehlernährung (ballaststoffarme, einseitige Ernährung), Antibiotika, Konservierungstoffe und andere Lebensmittelzusätze, aber auch durch anhaltenden Stress, so dass es zu einem Ungleichgewicht zwischen gesunden und krankmachenden Darmbakterien kommen kann. Die krankmachenden Bakterien können sich in dem gestörten Darmmilieu übermäßig vermehren, indem sie unverdaute Nahrung durch Gärung verwerten und saure Giftstoffe produzieren. Diese toxischen Giftstoffe können über die Darmschleimhaut ins Blut gelangen.

Aufgaben der Darmbakterien

  • Stimulation und Training des Immunsystems: Stärkung des Mukosa-Immunsystems (MIS)
  • Verdrängung von Krankheitserregern durch Bildung von ß-Defensin und sekretorischem Immunglobulin A (sIgA)
  • Unterstützung der Resorption von Nährstoffen wie Kalzium und Eisen
  • Vitamin-Versorgung: Synthese der Vitamine B1, B2, B6, B12 und K im Darm
  • Erzeugung und Freisetzung wichtiger Enzyme und anderer Substanzen zur Unterstützung biologischer Vorgänge im Körper
  • Erzeugung und Freisetzung von Neurotransmittern und anderen chemischen Stoffen (z.B. Vitaminen) für das Gehirn
  • Produktion von Verdauungsenzymen
  • Synthetisierung von Hormonen
  • Aufrechterhaltung des pH-Wertes
  • Unterstützung der Verdauung: Abbau schwer verdaulicher Kohlenhydrate oder Ballaststoffe
  • Erhaltung der Unversehrtheit der Darmschleimhaut
  • Produktion kurzkettiger Fettsäuren wie: Ameisensäure, Essigsäure (Acetat), Propionsäure (Propionat), Buttersäure (Butyrat), die das Darmmilieu mitbestimmen; kurzkettige Fettsäuren dienen als Energiequelle für Darmschleimhautzellen
  • Förderung der Darmperistaltik über kurzkettige Fettsäuren
  • Bekämpfung von Entzündungen; bes. Butyrat wirkt entzündungshemmend und schleimhautprotektiv
  • Verstoffwechslung von Arzneimitteln
  • Modulation von Genen
  • Entgiftung von Fremdstoffen
  • Neutralisierung krebserregender Bestandteile [1,2]

80 % unserer Abwehrzellen sitzen im Darm

Immunregulation

Die Verdauung ist nicht der einzige Prozess, der von dem Darmbakterien abhängig ist. Auch die Konfrontation mit vielen unterschiedlichen guten und auch schlechten Mikroorganismen ist für die Stärkung und das Training des Immunsystems sehr wichtig. Hierdurch lernt das Immunsystem zwischen harmlosen Organismen, die es ignorieren sollte und gefährlichen Krankheitserregern, auf die es reagieren muss, zu unterscheiden.

Genmodulation

Wir haben ca. 23.000 menschliche Gene in unserem Körper und 8 Millionen mikrobielle Gene. Studien zeigten, dass Darmbakterien Instruktionen liefern für wesentliche Funktionen des Kohlenhydratstoffwechsel und die enzymatische Entgiftung, die beim menschlichen Genom fehlen. Bakterien haben zudem Einfluss darauf, welche Krankheiten sich manifestieren werden. Das innere Milieu des Körpers kann Einfluss darauf haben, ob eine Krankheit, für die eine genetische Prädisposition vorliegt, wirklich zum Ausbruch kommt oder nicht. Die Darmbakterien schalten quasi die verschiedenen menschlichen Gene ein oder aus. Das erklärt möglicherweise warum Erbkrankheiten nicht immer alle Familienmitglieder betreffen, die zwar die gleichen Gene haben, aber von unterschiedlichen Mikroben besiedelt sind. Diese Zusammenhänge werden auch in dem relativ neuen Wissenschaftszweig der „Epigenetik“ erforscht.

Verbesserung der Immunfunktion

  • Probiotische Bakterien stärken sowohl die angeborene (Antikörperbildung) als auch die erworbene Immunreaktion (Immunzellen)
  • sie erhöhen die Konzentration der zirkulierenden Lymphozyten
  • sie steigern die Phagozytose und Aktivität der Natürlichen Killerzellen
  • sie setzen Immunglobulin A frei (Schleimhautschutz)
  • sie stimulieren antigenspezifische Antikörper
  • sie erhöhen die Produktion von Interferon-gamma und anderen Zytokinen
  • sie stellen das Gleichgewicht her zwischen TH1- und TH2-Helferzellen
  • sie fördern ein gesundes Verhältnis von T-Helferzellen zu regulatorischen T-Zellen (Treg/IL 10)   

Mit Geist, Charme und Neuronen:
Der Darm – unser Allround Organ [9]

Darmflora, Nerven, Gehirn & Psyche 

Zwischen Darm und Gehirn besteht durch das „enterische Nervensystem“ eine wechselseitige Kommunikation über den „umherschweifenden“ Vagusnerv. So werden mindestens 40 Nervenbotenstoffe im Darm produziert, zu denen auch das „Glückshormon“ Serotonin gehört sowie Dopamin und GABA. Über diese Botenstoffe kommunizieren Darm und Gehirn ständig miteinander. Daher spricht man auch vom „Darmhirn“.

Der Vagusnerv ist die Hauptverbindungsachse zwischen Darm und Kopf und leitet Informationen von den Nervenzellen der Darmwand an die Gefühlszentrale des Hirns, das limbische System. Dabei können Stoffwechselprodukte an den Rezeptoren der Nerven andocken und dadurch Signale auslösen. Über 90 % der Informationen wandern vom Darm zum Gehirn. Das Gehirn sendet nur 10 % zurück an den Darm!

Das Gehirn kann ohne einen gesunden Darm nicht optimal arbeiten!

Die Darmflora beeinfusst Verhalten, Stimmung und Denkvermögen. Neben den Nerven, den Hormonen und den Immunzellen kommunizieren auch die Mikroorganismen des Verdauungstraktes mit dem Gehirn. Wahrscheinlich kann das Mikrobiom Tausende verschiedene biologisch aktive Substanzen herstellen. Darunter sind Neurotransmitter wie GABA, Dopamin, Serotonin, Noradrenalin und Acetylcholin.

Ein Ungleichgewicht im Darm-Hirn-Link kann zu Krankheiten beitragen,
die häufig das Wohlbefinden senken und die Lebenszeit verkürzen:
Übergewicht, Diabetes, Herzkrankheiten, Essstörungen,
Depressionen, Autismus, posttraumatische Belastungstörung,
Schizophrenie und Demenz.
Prof. Dr. med. Gregor Hasler [9]

Wechselbeziehung zwischen Dysbiose & Krankheiten 

Eine verringerte Diversität (Artenvielfalt an Bakterien) des Mikrobioms kann ursächlich sein für viele immunologische, neurologische, internistische und orthopädische Krankheiten.

Ein Ungleichgewicht an guten Darmbakterien, erhöhte pathogene Bakterien, Darmparasiten, Darmpilze und Entzündungsprozesse im Darm wie auch das Leaky Gut Syndrom sind oft Ursache für diverse Krankheiten wie Migräne, Allergien, Neurodermitis, Asthma, Heuschnupfen, chronische Schmerzkrankheiten (Rheuma, Arthritis), Depressionen und Angstzustände, Darmentzündungen (Reizdarm-Syndrom, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Darmtumore, Darmkrebs. Immunsystem-, Herz- und Blutgefäßerkrankungen wie auch chronische Müdigkeit und Konzentrationsmangel, Übergewicht und Adipositas können Ihren Ursprung im Darm haben und von einer Dysbiose unterhalten werden. Auch bezüglich Autismus und Alzheimer wurden krankmachende Zusammenhänge zum Darm gefunden.

Was nach Science-Fiction klingt, ist reine Biologie: Die Kleinstlebewesen beeinflussen nicht nur die Verdauung, sondern unser Wohlbefinden, ja sogar chemische Prozesse im Gehirn. Sie beeinflussen, ob wir Heißhunger haben und zu Übergewicht neigen. Werden sie zerstört wie z.B. durch häufigen Einsatz von Antibiotika, übertriebene Hygiene oder gechlortes Trinkwasser, verursacht dies viele Krankheiten – von Depression, Diabetes, Morbus Crohn, Akne, Infekte bis hin zu Krebs. [1]

Was schädigt Ihre Darmflora?

  • Arzneimittel wie Antibiotika, Cortison, Schmerzmittel
  • PPI (Protonenpumpenhemmer/Antazida/Magensäurebblocker)
  • NSAIDs (nicht-steroidale Entzündungshemmer, z.B. Aspirin, Ibuprofen, Diclofenac, Selektive Cox-2-Hemmer …)
  • Antibabypille/Hormone
  • Steroide (Anabolika zum Muskelaufbau)
  • Chemotherapie und Bestrahlung
  • Krankmachende Bakterien wie Salmonellen, Clostridien …
  • Krankmachende Pilze wie Candida, Geotrichum, Viren, Würmer, Parasiten
  • Umweltschadstoffe/Wasser
  • Elektrosmog und geopathische Belastungen
  • Spritz- und Düngemittel aus Landwirtschaft und Tierhaltung
  • Toxine (Gifte) aus Industrie, Haushalt und Verkehr
  • Ungesunde Ernährung: zu viel Zucker, Weißmehl, zu wenig Ballaststoffe, tierisches Eiweiß, minderwertige Fette, Farbstoffe, Konservierungsmittel
  • Künstliche Süßstoffe
  • Alkohol
  • Stress
  • Infektionen

Das Mikrobiom ist eigentlich ein zusätzliches Organ, welches wir in uns tragen. Dieses Organ kann sich verändern, durch falsche Ernährung, Stress oder Medikation. Dadurch kann es anfälliger werden für Infektionen, die langfristig auch chronische Erkrankungen verursachen können.
Prof. Dr. Stephan Ott, Universität Kiel, Januar 2017 

Anzeichen und Symptome einer Dysbiose

  • Akne, Ekzeme, Rosazea
  • Allergien und chronische Nahrungsmittelempfindlichkeiten
  • Mundgeruch und Zahnfleischerkrankung
  • Völlegefühl oder übel riechende Gase
  • Eingeschränkte geistige Leistungsfähigkeit
  • Überbesiedlung mit Hefepilzen oder chronische Hefepilzprobleme
  • Unklare chronische Erschöpfung
  • Depression oder Beklemmung
  • Probleme beim Abnahmen
  • Häufige Erkältungen, Grippe oder Sinusinfektionen
  • Schleim im Stuhl
  • Gestörte Verdauung, einschließlich Säurereflux
  • Magen-Darm-Infekte oder Lebensmittelvergiftungen
  • Ungeklärter Durchfall
  • Vaginaler oder analer Juckreiz [1]

Bei einer Antibiotikabehandlung müssen Patienten
von Beginn an Probiotika einnehmen.  [10]
V. Stadtbauer-Köllner, Internistin

Die fünf häufigsten Darmtypen

Candida Darm

Immer in Verbindung mit Hefebefall und Übergewicht, hervorgerufen durch Anti-Baby-Pille, zuckerreiche Ernährung, Kuhmilchprodukte, Bananen, Weizen, kalte Speisen, Diabetes, Krebsbehandlungen, negative Gefühle, chronische Angst.

Hinweisende Warnsignale für Candida-Darm

  • Erschöpfung und extreme Müdigkeit
  • Lebensmittelunverträglichkeiten
  • Verlangen nach Süßem
  • Mundgeruch
  • weißer Belag auf der Zunge
  • Brainfog (Verwirrtheit, Koordinationsschwierigkeiten, Konzentrationsschwäche, schlechtes Gedächtnis)
  • hormonelles Ungleichgewicht (Östrogendominanz)
  • mehr Symptome siehe weiter unten

Stressdarm

Chronischer emotionaler Stress und übermäßiger Konsum von Zucker und anderen Kohlenhydraten schwächen Nebennieren, Nieren und Schilddrüse und können zu Störungen im Hormonhaushalt, Erschöpfung und Schilddrüsenerkrankungen führen.

Bei einem gestressten Darm befördert eine dauernd angespannte mentale Verfassung die Entstehung von Leaky Gut.

Folgen von Leaky Gut Syndrom

  • mangelhafte Nährstoffaufnahme
  • reduzierte Sauerstoffzufuhr für die Organe
  • um das vierfache reduzierte Blutzufuhr an den Verdauungstrakt
  • bis zu 20 000 Mal weniger Enzyme im Darm

Außerdem kann Histamin und/oder eine Histaminintoleranz durch vermindertes Diaminooxidase-Enzym (DAO/zum Abbau von Histamin) den Darm enorm stressen und negative Immunreaktionen hervorrufen; siehe weiter unten

Immundarm

Es besteht eine Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Lebensmitteln, Gluten und Milchprodukten, auch Allergien oder Intoleranzen. Davon sind 15 Millionen Menschen, die an Nahrungsmittelallergien leiden, dazu 1,6 Millionen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sowie die 50 Millionen Erwachsenen mit Autoimmunerkrankungen betroffen. Ursachen sind eine Ernährung mit entzündungsfördernden Lebensmitteln sowie Kummer, Trauer und Enttäuschung.

Im Laufe unseres Lebens
schleusen wir rund 50 000 Liter Flüssigkeit
und 30 Tonnen feste Nahrung durch unseren Körper.
[12]

Reaktionen auf Nahrungsmittel

  • Nahrungsmittelallergien sind sofortige heftige Immunreaktionen auf IgE-Antikörper
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind mildere, verspätete Reaktionen auf IgG-Antikörper
  • Nahrungsmittel-Intoleranzen sind Reaktionen des Stoffwechsel oder Magen-Darm-Trakts, die durch das Fehlen von Enzymen oder eine Unverdaulichkeit bestimmter Stoffe hervorgerufen werden.
    siehe auch: Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten

Die häufigsten Lebensmittelallergene

  • Milch, aufgrund von A1-Kasein und Laktose
  • Eiweiß
  • Weizen
  • Getreide, insbesondere glutenhaltiges
  • Soja
  • Schalentiere
  • Erdnüsse, Mandeln, Paaranüsse, Cashewkerne, Esskastanien, Haselnüsse,
    Pekannüsse, Pistazien, Walnüsse
  • Zucker, insbesondere weißer raffinierter Zucker
  • Alkohol

Gastrischer Darm

Häufig durch ungenügendes Kauen, übermäßiges Essen und langsame Verdauung sowie durch Antazida zur Reduzierung der Magensäure (PPI/ Säureblocker / Protonenpumpenhemmer) und eine mangelnde Nährstoffaufnahme hervorgerufen, wodurch der Organkreislauf des Darms geschwächt wird. Es kommt dann oftmals zu einer Dünndarmfehlbesiedelung (SIBO, Small Intestinal Bacteria Overgrowth) sowie Säurereflux, Völlegefühl und Blähungen, wovon 60 Prozent aller Erwachsenen betroffen sind.

Hauptursachen für den gastrischen Darm

  • ein langsamer Verdauungsapparat mit zu wenig Magensäure
  • häufige Einnahme von Säureblockern
  • unzureichendes Kauen
  • übermäßiges Essen
  • erhöhte emotionale Reizbarkeit

Toxischer Darm

Hierzu kommt es durch eine Ernährung mit schlechten Fetten und Toxinen durch  Umweltgifte, Kosmetikartikel und verarbeitete Lebensmittel, wodurch Leber und Gallenblase besonders stark belastet werden.  Häufige Folgen sind Toxizität, Gallen- und chronische Leberbeschwerden, was jährlich 30 Millionen Menschen starke Schmerzen verursacht. [6]

95 % aller akuten und chronischen Krankheiten werden inzwischen direkt oder indirekt mit dem Darm verbunden. Neuere Forschungen lassen vermuten, dass der Darm Entzündungen im ganzen Körper verstärkt, in der Leber, in den Gefäßen, in Herz und Hirn, möglicherweise auch in den Gelenken. [11]

Darm-assoziierte Erkrankungen

Immunsystem

  • Chron. entzündliche Darmerkrankungen
  • Rheumatische Systemerkrankungen
  • Allergische Erkrankungen
  • Reizdarmsyndrom (IBS)
  • Fibromyalgie
  • Hashimoto
  • Zöliakie
  • Glutenempfindlichkeit
  • Nahrungsmittelallergien
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • CFS – Chron. Müdigkeitssyndrom
  • MS – Multiple Sklerose
  • Autoimmunerkrankungen

Nervensystem

  • Stress
  • Angsterkrankungen
  • Essstörungen
  • Depressionen
  • Adipositas
  • Viszeraler Schmerz
  • Autismus
  • Demenz/Alzheimer
  • Parkinson
  • MS – Multiple Sklerose
  • RLS – Restless Legs Syndrom

Stoffwechsel-Organe

  • Adipositas
  • Heißhungerattacken
  • Diabetes mellitus
  • Metabolisches Syndrom
  • Kolorektales Karzinom
  • Kardiovaskuläre Erkrankungen
  • Hautkrankheiten (Akne, Rosazea, Ekzeme)
  • Leaky Gut Syndrom
  • Mykosen/Pilzerkrankungen
  • Parasitosen
  • Bakterielle Vaginose (BV)
  • Sinusitis
  • Dünndarmfehlbesiedlung (DDFB)

Bewegungsapparat

  • Osteoporose/Osteopenie
  • Fibromyalgie
  • Rheumatische Systemerkrankungen [1,5]

Schädliche Wirkungen durch Darmpilze

  • sie verdrängen die guten Darmbakterien
  • sie beeinträchtigen die körpereigene Abwehr
  • sie produzieren Zellgifte und Alkohole
  • sie schädigen die Darmschleimhaut
  • sie begünstigen Allergien [7]

Symptome für Überbesiedlung mit Darmpilzen (Candida, Geotrichum…)

  • Völlegefühl
  • Verstopfung
  • Depression
  • Durchfall (Diarrhö)
  • Müdigkeit
  • Nahrungsmittelempfindlichkeit
  • Kopfschmerzen
  • Konzentrationsstörungen
  • Reizbarkeit
  • Nagelinfektionen
  • Mundsoor (weißer Belag im Mund)
  • Gedächtnisprobleme
  • Rektaler Juckreiz
  • Hautprobleme (Ekzeme, Akne, Nesselsucht, Fußpilz, Borkenflechte, Kopfschuppen)
  • Heißhunger auf Zucker und Kohlenhydrate
  • Vaginaler Juckreiz [1]

Jeder ist nur so gesund
wie seine Darmbakterien.
R. Chutkan

Das Leaky Gut Syndrom

Durch eine über längere Zeit bestehende Dysbiose (krankmachende Darmflora) kommt es zu einer Veränderung der Darmschleimhaut und der Darmwände, was zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmwand führt. Eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut (Darmpermeabilität) führt sowohl zu einer chronischen Übersäuerung als auch zur Vergiftung des gesamten Stoffwechsels und fördert die Entstehung chronischer Entzündungsprozesse im menschlichen Organismus. Stuhluntersuchungen zeigen bei Leaky Gut eine geringe Präsenz von Akkermansia muciniphila.

Davon ist auch das Immunsystem betroffen, das etwa zu 80 % in direktem Zusammenhang mit dem Darm steht. Es kommt zu einer latenten Immunschwäche, bei der toxische Stoffe, Krankheitserreger, Allergene, Parasiten, Pilze und Lipolysacharide (LPS) sowie Nahrungs-Antigene nicht mehr ausreichend abgewehrt werden können und ins Blut gelangen und dadurch Immunreaktionen und Entzündungen im Körper auslösen. Diese Veränderungen an der Darmschleimhaut werden als „Leaky Gut Syndrom“ bezeichnet. Hinweise für eine Durchlässigkeit der Darmschleimhaut geben auch die Entzündungswerte alpha 1-Antitrypsin und Calprotectin. Sicher nachgewiesen werden kann das „Leaky Gut Syndrom“ nur mit Zonulin, dass sowohl im Stuhl als auch im Blut untersucht werden sollte, wobei nach aktueller Beurteilung eines Labors der Nachweis mittels Stuhluntersuchung vorzuziehen ist.

Histaminintoleranz / Histaminose

In diesem Zusammenhang kann es wichtig sein zusätzlich zu klären, ob Histamin erhöht ist und/oder eine Histaminintoleranz vorliegt oder Histamin ausreichend abgebaut werden kann über das Diaminooxidase-Enzym (DAO). Symptome einer Histaminintoleranz treten unmittelbar nach Verzehr oder auch erst mehrere Stunden nach einer histaminreichen Mahlzeit auf.

Auch Alkohol kann eine Erhöhung der Darmpermeabilität und damit einen erhöhten Übertritt von Histamin aus dem Darm in den Organismus bewirken. Daher sollten alkoholische Getränke v.a. auch zum Essen gemieden werden. Ebenso kann die Einnahme von Schmerzmitteln wie z.B. Aspirin eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmwand verursachen.

Mögliche Symptome bei Histaminintoleranz

  • Schnupfen (Rhinitis)
  • Ekzeme der Haut
  • Urtikariaschübe (Juckreiz)
  • Asthma
  • Bluthochdruck
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Kopfschmerzen
  • Menstruationsbeschwerden

Teamarbeit von Akkermansia und Faecalibacterium

Akkermansia baut den Mukus der Darmschleimhaut ab. Dies wurde zwischenzeitlich als positive Eigenschaft erkannt, da der Abbau die Schleimhaut anregt neuen Mukus zu produzieren und durch den Abbau wichtige Nährstoffe für Faecalibacterium bereit gestellt werden.

Der Schleim, der die Epithelzellen bedeckt besteht aus dem inneren und dem äußeren Mukus entlang der Innenflächen des Darms. Die Schleimflora kann vor pathogenen Erregern schützen, wobei ein wichtiger Vertreter der Mikroflora Akkermansia muciniphila ist. Das Bakterium baut Mucin ab und produziert dabei Essigsäure, Propionsäure und Oligosacharide. Diese Stoffe dienen dann als Nahrung für das Bakterium Faecalibacterium prausnitzii, das daraus Buttersäure produziert, die Hauptenergiequelle des Darmepithels. Faecalibacterium prausnitzii zählt zu den wichtigsten Buttersäureproduzenten im Dickdarm und hat antientzündliche Wirkungen.

Über eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung kann die Bildung kurzkettiger Fettsäuren wie Propionat und Butyrat unterstützt werden. Im Knochenmark sorgt Propionat für eine Verringerung der knochenabbauenden Zellen und verringert dadurch den Knochenabbau.

Buttersäure wirkt auch der Entstehung von Krebszellen entgegen. Sie reguliert die Zellvermehrung und hemmt die Tumorbildung. Und sie regt die Aktivität der Natürlichen Killerzellen an, die virusinfizierte Zellen sowie Tumorzellen erkennen und abtöten.

Bei Patienten mit chronisch entzündlichem Geschehen, Darmkrebs und Morbus Crohn wurden in jüngeren Studien niedrige Buttersäurekonzentrationen und verminderte Faecalibacterium prausnitzii nachgewiesen.

Über die Einnahme von speziell zusammengesetzten Präbiotika kann die Produktion der Buttersäure verstärkt gefördert werden mit folgenden Effekten:

  • Erhöht die Buttersäurekonzentration im Darm
  • Optimiert die Nährstoffversorgung der Darmepithelzellen
  • Unterstützt die natürliche Barrierefunktion der Darmschleimhaut
  • Entlastet die Leber durch „Abdichten“ des Darmepithels bei Leaky Gut
  • Unterstüzt den physiologischen pH-Wert im Darm
  • Regt die Darmbewegung an. [3]

Ein Präbiotikum ist möglicherweise stärker,
als ein Probiotikum,
wenn es um die Veränderung
der mikrobiellen Zusammensetzung im Darm geht.
[8]

Präbiotika steigern die Hirnfunktion

Eine Studie der Oxford University zeigte 2013, dass bei Ratten, die zwei Wochen lang mit Präbiotika (Oligosachariden) gefüttert wurden, ebenso wie bei Probiotika, nicht nur die Bifidobakterien anstiegen, sondern auch der Spiegel des Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF). [8]

BDNF – Brain-Derived Neurotrophic Factor

BDNF kommt nicht nur im Gehirn, sondern auch im Herz-Kreislauf-, Immun- und Fortpflanzungssystem sowie in endokrinem Gewebe vor. BDNF ist wichtig für das Wachstum und Differenzierung von Nervenzellen sowie die Verbindung zwischen ihnen, ferner für eine stabile Stimmung und erholsamen Schlaf. BDNF verbessert außerdem die Lernfähigkeit, die Wahrnehmung, das Kurz- und Langzeitgedächtnis sowie das abstrakte Denken. Unter chronischen Stressbelastungen wird BDNF durch erhöhtes Cortisol und sekundärer Hippocampus-Atrophie gehemmt (Großhirnrinde und Vorderhirn).

Idealerweise sollte BDNF im Blut untersucht werden, damit bei einem eventuellen Mangel gezielte therapeutische Empfehlungen erfolgen können.

Der Wachstumsfaktor BDNF kann neben Pro- und Präbiotika auch durch Sport, stressreduzierende Methoden wie Yoga, Pilates, QiGong, TaiChi, Meditation, gesunde Ernährung, Omega-3-Fettsäuren, Zink, Vitamin E sowie mit einem Extrakt aus ganzen Kaffeefrüchten (NeuroFaktor) und durch Heidelbeeren erhöht werden.

Zusammenspiel zwischen Akkermansia und Faecalibacterium


Institut für Mikroökologie, Herborn

Studienergebnisse zu Akkermansia und Faecalibacterium

In Studien zeigte Akkermansia muciniphila positive Wirkungen bezüglich:

  • Niedriger BMI-Index (Body-Mass-Index)
  • Niedriger Fettanteil
  • reduzierte metabolische Endotoxämie durch bakterielle Lipopolysacharide (LPS)
  • reduzierte adipöse Gewebeinflammation (Entzündungsgeschehen)
  • reduzierte Insulinresistenz (Typ 2 Diabetes)

Faecalibacterium prausnitzii zeigte in Studien positive Wirkungen bezüglich:

  • antientzündliche Wirkung in Bezug auf
  • NF-kB
  • Interleukin 8
  • Interleukin 10 (Treg)
  • Interleukin 12 [4]

Ausschnitte einer Mikrobiom-Analyse
Patient, 54 J., Diversität Grad 6, Dysbiose-Index 15, Mischköstler

Erläuterungen zum Laborbefund
Die Diversität sollte bei >5 liegen. Insofern hat der Patient eine supergute Diversität (Vielfalt der Bakterienarten). Der höchstmögliche Dysbiose-Index liegt bei 35. Bifidobakterien wirken der Vermehrung von pathogenen Erregern entgegen und sind auch entzündungshemmend. Sowohl Akkermansia und Faecabilibacterium als auch Bifidobacterium adolescentis sind maßgebliche Lieferanten für kurzkettige Fettsäuren (Buttersäure) mit entzündungshemmenden Eigenschaften. Alle drei zentral bedeutsamen  Bakterienarten, insbesondere auch für die Schleimhautbarriere, Bifidobakterien, Akkermansia und Faecalibacterium, sind vermindert.

Ausschnitte einer Mikrobiomuntersuchung
Patientin, 33 J., Diversität Grad 3, Dysbiose Index 23, Vegetarierin


Praxisbefunde NHP W.P. Bales

Erläuterung zum Laborbefund
Auch bei dieser Patientin sind die wichtigen Bakterien für die Schleimhautbarriere, Butyratbildner, Akkermansia, Faecalibacterium, vermindert. Zusätzlich ist eine Candida-Belastung vorhanden, die das Darmmilieu erheblich stören kann.

Herkömmliche Stuhluntersuchung

Je nach Situation und Fragestellung kann natürlich auch weiterhin die herkömmliche Stuhluntersuchung veranlasst werden bzw. ausreichend sein, vor allem, wenn aus Kostengründen eine Mikrobiomanalyse ausscheidet.

Quellen:
[1] Chutkan, R.: Das Mikrobiom – Heilung für den Darm, 2017
[2] Biovis: Das intestinale Mikrobiom
[3] Institut für Mikroökologie: KyberKompakt
[4] GanzImmun: Das intestinale Mikrobiom
[5] Biovis: Mikrobiom 2.0
[6] Axe, Josh: Dreck macht gesund, 2017
[7] Döll, M.: Darm Gesund – Der Weg zur guten Verdauung, 2018
[8] Ernähren Sie Ihre Flora; in: Focus, Allergy Research Group Newsletter, Mai 2016
[9] Hasler, G.: Die Darm-Hirn-Connection, Revolutionäres Wissen für unsere psychische und körperliche Gesundheit, 2019, Cover-Text
[10] Broeg, H., Schwarze-Reiter, K.: Das Superorgan, in: Der intelligente Darm – Geheimnis Mikrobiom, Focus Nr. 39, 21.9.2019
[11] Grönemeyer, D.: Hier wird Gesundheit gemacht: Super-Organ Darm, in: Grönemeyer – Medizin mit Herz & Seele, Nr. 1/2020, S. 18 ff.
[12]  Eberle, U.: Der Weg der Nahrung, in: Der Darm – Gesunder Bauch-gesunde Seele, in: GEO WISSEN – Gesundheit Nr. 12/2019, S. 36 ff.

Weitere empfehlenswerte Literatur
[1] Enders, E.: Darm mit Charme – Alles über ein unterschätztes Organ, 2014
[2] Zschocke, A.K.: Natürlich heilen mit Bakterien – Gesund mit Leib und Seele, 2016
[3] Mikrobiom – Was unsere Bakterien über uns verraten, Spektrum der Wissenschaft, Kompakt 03/17
[4] Enck, P., Frieling, T., Schemann, M.: Darm an Hirn! Der geheime Dialog unserer beiden Nervensysteme und sein Einfluss auf unser Leben, 2017

Das könnte Sie auch interessieren: