Gluten- und Getreide-Unverträglichkeiten
Immer mehr Menschen leiden unter Gluten- und Getreide-Unverträglichkeiten, wodurch viele Beschwerden und Krankheiten entstehen können. Durch eine glutenfreie Diät verbessern sich die Beschwerden und auch die Darmzotten können sich wieder erholen. Bei erneutem Verzehr von Getreideprodukten treten die Symptome meist wieder auf.
Das Risiko an einer Getreide-Unverträglichkeit zu erkranken nimmt stark zu. Eine Zöliakie (Sprue) kann schon in der Kindheit ausbrechen, steigt aber vor allem in der Altersgruppe ab 50 deutlich an. Seit 1974 hat sich das Aufreten der Autoimmunerkrankung Zöliakie alle 15 Jahre verdoppelt.
Klebereiweiß Gluten
Bei Gluten handelt es sich um Speichereiweiße, die in verschiedenen Getreiden vorkommen und die auch als Klebereiweiße bezeichnet werden. Der Name Gluten geht auf Kleber zurück, weil dieser klebrige Eiweißstoff Nahrungsmittel wie z.B. Brot zusammenhält. Gluten besteht aus zwei Gruppen, den Prolaminen und Glutelinen. Dank neuer Hybridsorten hat sich die in Weizen enthaltene Menge an Gluten in den letzten Jahren verdoppelt!
In erster Linie konsumieren wir Gluten über Weizen. Aber es steckt auch in Roggen, Dinkel, Bulgur sowie in Urgetreiden wie Einkorn, Kamut und Emmer. Hafer und Gerste haben einen niedrigen Gehalt an Gluten. Gluten wird somit oft mehrmals täglich gegessen in Form von Müsli, Brot, Brötchen, Kuchen, Keksen, Fertigsuppen oder mit Nudeln, Sojasauce, Bier, Whiskey, Hefeextrakt, Maltodextrin, Würste, Hamburger, Ketchup, bestimmten Medikamenten, Zahnpasta, Lippenstifte, ja sogar mit den Hostien der katholischen Kirche.
Zu glutenfreien Getreidearten gehören Hirse und Reis sowie die Pseudogetreide Quinoa, Amaranth und Buchweizen. Kein Gluten enthalten ist ferner in Mais, Pfeilwurz, Soja und Tapioka (Stärke aus Maniokwurzel).
Glutenintoleranz-Tests untersuchen nicht alle Komponenten
Die Prolamine heißen im Weizen Gliadin, im Hafer Avenin und im Roggen Secalinin. Weizen hat dabei nicht nur ein einziges Gliadin, sondern viele verschiedene, nämlich das Alpha-, das Beta-, das Gamma- und das Omega-Gliadin. Bei den üblichen Tests für Glutenintoleranz wird aber nur alpha- und beta-Gliadin untersucht. Gluten hat aber noch weitere riskante Stoffe wie z.B. das Weizenkeimagglutinin, das Gluteomorphin genannt, das erst bei der Verdauung von Gladin entsteht sowie das Glutenin und das omega- oder gamma-Gliadin. Jede dieser Substanzen kann einzeln oder in Kombination zu Unverträglichkeitsreaktionen führen. Daher kann eine Glutensensitivität auch dann vorliegen, wenn der übliche Glutenintoleranz-Tests negativ ausfällt.
Verschiedene Bezeichnungen
Glutenunverträglichkeit und Glutenintoleranz werden in der Regel als Oberbegriffe für alle Unverträglichkeitsreaktionen verwendet, die im Zusammenhang mit Gluten auftreten können. Dazu zählen dann auch die Zöliakie und die Glutensensitivität.
Gluten ist Auslöser für Zöliakie und Gluten-Sensiviität und kann ebenso Ursache für eine Weizenallergie sein. Gluten kann auch bei scheinbar gesunden Menschen zu Problemen führen, weil dadurch der Darm durchlässiger wird (Leaky Gut).
Zöliakie
Zöliakie ist eine extreme Ausprägungsform von Gluten-Sensitivität. Menschen mit Zöliakie vertragen kleinste Mengen an Gluten nicht. Das Protein Gliadin macht die Darmschleimhaut durchlässig. Unbehandelt kann die Autoimmunerkrankung viele Folgeerkrankungen nach sich ziehen.
Ursachen für Zöliakie
- ein Drittel der Menschen mit europäischen Vorfahren ist mit Genen ausgestattet, die es für Zöliakie anfällig machen, aber nur ein geringer Prozentsatz entwickelt die Krankheit auch, so dass weitere Ursachen hinzu kommen müssen.
- Stillen schützt vor Autoimmunerkrankungen; gestillte Kinder haben mehr Bifidobakterien im Darm als mit Säuglingsnahrung gefütterte Babys
- Nach Dr. Fasano ist der durchlässige Darm die Hauptursache für die Entwicklung von Zöliakie
- Antibiotika scheinen die Entwicklung einer Zöliakie zu fördern, weil sie die Darmbakterien schädigen und die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut verursachen
Symptome bei Zöliakie
- Unterleibsschmerzen
- Arthritis
- Völlegefühl
- Eingeschränkte geistige Leistungsfähigkeit
- Verstopfung
- Depression
- Durchfall
- Müdigkeit
- Blähungen
- Gastrointestinale Blutungen
- Haarausfall
- Unfruchtbarkeit
- Eisenmangel
- Entzündungen der Mundschleimhaut
- Muskelschwäche
- Übelkeit
- Neuropathie
- Osteoporose
- Hautausschläge
- Vitaminmangel
- Erbrechen
- Gewichtszunahme
- Gewichtsabnahme
Neurologische Erkrankungen durch Zöliakie
- Epilepsie
- Demenz
- Depression
- Periphere Neuropathie
- Migräne
- Enzyphalopathie
- Zerebelläre Ataxie (Störung der Bewegungsabläufe)
- Chorea
- Hirnstamm Dysfunktion
- Guillain-Barre ähnliches Syndrom (Lähmungen)
- Myelopathie [1]
Das Immunsystem greift nicht nur Fremdstoffe
wie Bakterien und Nahrungsmittel an,
sondern auch körpereigene Nervenzellen. [1]
Leitsymptome bei Verdacht auf Zöliakie
- Blutarmut
- Gewichtsabnahme
- Durchfall
Gluten-Sensitivität
Wie bei Zöliakie ist auch bei Gluten-Sensitivität Gluten unverträglich und der Verzehr kann zu starken Beschwerden führen. Es wird aber nicht die Schleimhaut des Dünndarms angegriffen, da die Intensität der Symptome auch von der Verzehrmenge abhängt. Kleinere Mengen können so ohne Probleme toleriert werden. Von der Gluten-Sensitivität kann jedes Organ im Körper betroffen sein, auch dann wenn der Dünndarm symptomfrei bleibt. Auch die Gehirnfunktion kann betroffen sein ohne das eine Problematik im Magen-Darm-Bereich vorliegt.
Die Gluten-Sensitivität kann nur durch Ausschlussverfahren festgestellt werden, wenn zwar Symptome vorliegen, aber keine Zöliakie oder Weizenallergie nachgewiesen werden kann.
Bei einigen Patienten kann eine Glutenempfindlichkeit Wegbereiter für die Entwicklung einer Zöliakie sein.
Neuere Forschungen zeigen, dass die Gluten-Sensitivität auch durch Proteine mit der Bezeichnung Amylase-Trypsin-Inhibitor oder Adenosin-Triphosphat-Amylase (ATI) die Reaktion auslösen können. Dabei handelt es sich um Eiweiß-Moleküle, mit denen Pflanzen sich vor Schädlingen schützen. Hierbei sind Folgeerkrankungen eher nicht gegeben, weil die Gewebszellen im Dünndarm nicht gezielt vom Immunsystem zerstört werden.
Anzeichen für Gluten-Sensitivität
- ADHS/ADS
- Alkoholsucht
- Allgemeine Anfälligkeit
- ALS / Amytrophe Lateralsklerose
- Angstzustände
- Ataxie (Störung der Bewegungskoordination, Gleichgewichtsstörungen)
- Autismus-Symptome
- Autoimmunerkrankungen (Diabetes, Hashimoto-Thyreoditis), rheumatische Geklenkerkrankungen u.a.m.
- Depressionen
- Chronische Müdigkeit/CFS
- Fehlgeburten
- Fibromylagie
- Herzerkrankung
- Knochenschmerzen, Osteopenie, Osteoporose
- Konzentrationsstörungen
- Krebs
- Kribbeln und Taubheitsgefühle in Armen und Beinen
- Migräne
- Milchunverträglichkeit (Laktoseintoleranz)
- Nesselsucht, Ausschläge
- Neurologsche Erkrankungen (Demenz, Alzheimer, Schiziophrenie usw. )
- Parkinson
- Reizdarmsyndrom
- Schmerzen in der Brust
- Schlafstörungen
- Starkes Verlangen nach Zucker
- Stimmungsschwankungen
- Schwindel, Gleichgewichtsstörungen
- Übelkeit, Erbrechen
- Übergewicht
- Unfruchtbarkeit
- Unzureichende Verdauung mit mangelnder Nährstoffaufnahme
- Verdauungsstörungen (Aufstoßen, Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Krämpfe usw.)
- Verzögertes Wachstum
- Wie benebelt sein
- Zuckungen, Epilepsie [2,5]
Bei glutensensitiven Menschen kann selbst
ohne jegliche Magendarmproblematik
die Gehirnfunktion beeinträchtigt sein. [5]
Stress als Ursache für Glutensensitivität
Ein chronisch erhöhter Cortisolspiegel durch anhaltenden Stress führt zu einem Absinken des sekretorischen Immunglobulins A (sIgA). Diese sIg-Antikörper sind die erste Abwehrfront an der Darmschleimhaut gegen pathogene Keime. Niedrige sIgA-Werte sind mit körperlichem und psychischem Stress sowie mangelhafter Nährstoffversorgung assoziiert.
Dadurch kommt es zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut und häufig gleichzeitig zu einem Anstieg von Anti-Gliadin-Antikörpern durch Kontakt mit Gluten. Insofern kann Stress eine Glutensensitivität verursachen und fördern. Daher ist es sinnvoll auch Cortisol und den Gegenspieler DHEA‘S zu untersuchen.
Weizenallergie
Bei der Weizenallergie handelt es sich um eine Überreaktion des Immunsystem, wobei keine körpereigenen Zellen angegriffen werden. Der Körper reagiert hierbei ähnlich wie bei einer klassischen Allergie mit der Bildung von Antikörpern. Dabei können allerdings krankmachende Symptome auftreten bis hin zu einem anaphylaktischen Schock bei Überreaktion des Immunsystems.
Hierdurch können immer neue Krankheitserscheinungen ausgelöst werden wie:
- Laufende Nase
- Tränende Augen
- Asthmatische Beschwerden
- Ekzeme
- Kopfschmerzen
- und andere mehr
Zonulin erhöht die Durchlässigkeit des Darms / Leaky Gut Syndrom
Zonulin ist ein Eiweiß, dass die Verbindungen zwischen unsern Darmzellen, den sogenannten Tight Junctions reguliert. Getreide und Milch stehen immer häufiger im Verdacht entzündliche Prozesse im Darm auszulösen, die zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut führen. Wird Zonulin freigesetzt, öffnen sich die Abstände zwischen den Darmzellen und es kommt zu einer erhöhten Durchlässigkeit für unverdauliche Nahrungsbestandteile, Glutenstücken, Bakterienbruchstücke (LPS), Fremdantigene, Nahrungsmittelzusatzstoffe, Schimmelpilze und Candida sowie deren Stoffwechselprodukte Toxine), die zu negativen immunologischen Reaktionen mit Allergien und Entzündungen führen.
Zonulin-assoziierte Krankheiten
Autoimmunerkrankungen
- M. Bechterew
- Asthma
- Zöliakie
- Entzündliche Darmerkrankungen
- Multiple Sklerose
- Rheumatoide Arthritis
- Systemischer Lupus erythematodes
- Typ 1 Diabetes
Erkrankungen des Nervensystems
- Chronisch entzündliche demyelinisierende Polyneuropathie (CDIP)
- Schizophrenie
Krebserkrankungen
- Gehirntumore
- Brustkrebs
- Gliome
- Adenokarzinome der Lunge
- Ovarialkarzonim
- Pankreaskrebs
Sonstige Erkrankungen
- Kopfschmerzen
- Migräne
- Schwindel
- Ataxien (Störungen der Bewegungskoordination)
- Epileptische Anfälle
- Verhaltensstörungen wie ADHS
- Autismus
- chronische Erschöpfung/CFS
Gehirnentzündung durch Getreide
Mit der erhöhten Darmdurchlässigkeit verstärkt sich nach dem amerikanischen Arzt Dr. Perlmutter auch die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke, ein Hauptgrund für die Zunahme von Alzheimer und anderen Demenz-Formen. Durch die exzessive Getreidekost komme es zum Anstieg der Glukose im Blut (Hyperglykämie) und damit zur Insulinresistenz und chronischen Entzündung. Gluten verstärke noch diese Reaktionen und es schädige die Mitochondrien, die Energiezentralen unserer Zellen, wodurch es zu einer Abnahme des Volumens bestimmter Hirnareale wie Hippocampus und Amygala komme.
Unverdaute Eiweiße aus Getreide und auch Kuhmilch, wie z.B. Glutenmorphine oder Casomorphine führten zu Störungen im Gehirnstoffwechsel. Bei diesen sogenannten Exorphinen handelt es sich um opiatähnliche Peptide, die bei einer gestörten Verdauungsleistung aus Nahrungseiweißen gebildet werden. Sie begünstigen Hyperaktivität, Autismus, Depressionen und sogar Schizophrenie. Eine weizenfreie Diät führt schnell zum Absinken dieser Gliadinmorphine.
Versteckte Glutenquellen
- Künstliche Kaffeeweißer
- Brühwürfel
- Süßigkeiten
- Kaugummi
- Kartoffelchips
- Wurstaufschnitt
- Fischstäbchen
- Aromatisierter Tee
- Soßen
- Gemahlene Gewürze
- Wiener Würstchen
- Krabbenfleisch-Imitat
- Ketchup
- Mayonnaise
- Reismischungen
- Salatsoßen
- Sojasoße
- Tomatensoße
- Kochspray [4]
Synonyme Bezeichnungen für Gluten
- Dextrin, Malz der Maltodextrin
- Gelatinisierte Stärke
- Hydrolisiertes Pflanzenprotein (HPP)
- Hydrolisiertes Gemüseprotein (HVP)
- Modifizierte Stärke
- Natriumglutamat (das berüchtigte Glutamat MSG)
- Natürliche Geschmacksstoffe
- Reismalz oder Reissirup
- Molkeneiweiß-Konzentrat
- Atriumkaseinat aus Molke [4]
Quellen:
[1] Runow, K.D.: Der Darm denkt mit – wie Bakterien, Pilze und Allergien das Nervensystem beeinflussen, 2011
[2] Runow., K.D.: Gluten in der Nahrung – Ursache chronischer Erkankungen – in: Neue Wege zur Gesundheit, Ausgabe 46, 2017
[3] Chutkan. R.: Das Mikrobiom – Heilung über den Darm, 2017
[4] Axe, J.: Dreck macht gesund, 2017
[5] Perlmutter, D.; Dumm wie Brot – Wie Weizen schleichend Ihr Gehirn zerstört, 2014
[6] Davis, W.: Weizenwampe – Warum Weizen dick und krank macht, 2013
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