Ginkgo biloba – Lebendes Fossil mit Heilkraft

Ginkgo-Namen

Weltenbaum, Entenfußbaum, Fächerblattbaum, Chinesischer und japanischer Tempelbaum, Mädchenhaarbaum, Salisburie, Silberaprikose, Weißnussbaum, Elefantenohrbaum, Mädchenhaarfarn, Tausend-Taler-Baum, Großvater-Enkel-Baum, Patenonkel-Patenkind-Baum, Schlangenbaum, Dinosaurierbaum, Vierzig-Taler-Baum, Golden-tree-Baum, Gedächtnisbaum, Goethe-Baum, Baum des Lebens, Wunderbaum, Beseeltes Ei, Mandelfrucht, Weißnuss, Nuss-Aprikose.

Ginkgo Weltenbaum

Der Ginkgo-Baum ist ein Unikum unseres Planeten und das „Älteste lebende Fossil“, dass wahrscheinlich seit über 300 Millionen Jahren existiert. Ein Ginkgo-Baum kann eine Höhe von 30-40 Meter erreichen.

Der Ginkgo-Baum stammt aus Ostasien, wo er vor allem in China und Japan sehr bekannt ist. Noch heute ist er dort als Kultur- und Tempelbaum sehr beliebt. In Tokyo ist er allgegenwärtig, im Tempel des Ueno-Parks, an der höchsten Pagode Tokyos im Tojo-Park, als Wahrzeichen der Stadt, der Universität, ja sogar der Müllabfuhr. Er wächst heute nur in zwei kleinen chinesischen Provinzen noch wild, wo im Tian Mu Shun-Reservat die ältesten Ginkgos weltweit zu finden sind.

Alle anderen Bäume, selbst die Ginkgo-Veteranen, sind von Menschenhand vermehrt worden. Außerdem findet durch die Vorliebe für männliche Bäume eine generative Vermehrung nur noch selten auf natürliche Weise statt.

Bis vor ca. 30 Millionen Jahren war der Ginkgo vor den großen Eiszeiten auch bei uns in Europa heimisch, wo er vor allem im Gebiet des heutigen Frankfurt vertreten war. Im Londoner Becken bildete er vor 30 Millionen Jahren noch ausgedehnte Wälder. Erst vor 287 Jahren kam der Ginkgo wieder nach Europa.

„Es ruft unser geschichtliches Empfinden wach
wenn wir Ginkgo als ein Sinnbild der Unverändertheit,
als ein Zeugnis aus jenen Welten sehen,
die zeitlich so entfernt sind,
dass sie für unseren menschlichen Verstand
kaum noch fassbar sind.“ [1]
Sir Albert Seward, 1938

Kultbaum der Jahrtausende  

In China gibt es über 40 m hohe Exemplare, die fast 4000 Jahre alt sein sollen. In Japan und Korea kann man mehrere altehrwürdige Ginkgo-Bäume bewundern, die weit über tausend Jahre alt sind. Das Besondere an den Uralt-Ginkgos sind ihre stalaktitenartigen Auswüchse am Stamm oder an dicken Seitenästen, die auf jajanisch „Chi-Chi“ (Brust, Zitze) heißen.

Der berühmteste Chi-Chi-Baum steht im japanischen Sendai und hat die unglaubliche Fläche von 240 Quadratmetern. Ein Ginkgo-Baum mit 20 m Höhe und einem Umfang von 12,30 m steht am Zempuku-ji-Tempel von Minato, Präfektur Tokyo. In Japan gibt es noch andere, größere, aber weniger bekannte Ginkgo-Bäume. Der Umfang einer dieser Bäume soll einen Meter über dem Boden 20 m betragen! In Süd-Korea steht auf dem Gelände des Yon-Mun-Tempels der mit 60 m Höhe wohl höchste lebende Ginkgo-Baum, der mehr als 1100 Jahre alt sein soll.

Ginkgo in Japan

Stätten der Meditation und geistigen Sammlung in Japan befinden sich immer an besonderen Orten, an denen inmitten oder am Rand einer solchen Anlage immer ein Ginkgo-Baum gepflanzt ist. Ganze Straßenzüge mit Ginkgo-Baumalleen findet man in Tokyo, Yokohama oder Osaka.

Ginkgo ist in Tokyo allgegenwärtig, am Eingang der Tourist-Information, an den U-Bahn-Zügen und -wagen, den kommunalen Fahrzeugen und der Dienstkleidung der Mitarbeiter, am Tokyoer Rathaus in Form eines Fensters mit stilisiertem Ginkgo-Blatt, auf einer Fahne am Rathaus. Alle Universitäten in Tokyo haben entlang ihrer Zufahrt eine Ginkgo-Allee aus prächtigen männlichen und weiblichen Bäumen. Junge Ginkgo-Bäume säumen häufig die Ränder von Wegen entlang der unendlichen Reisfelder des Landes.

Der Ginkgo-Baum ist im asiatischen Raum auch Hauptlieferant für Gesundheitsmittel zur Krankheitsvorsorge. Ginkgo ist im asiatischen Lebenskreis so fest verwurzelt wie hierzulande z.B. die Kamille, der Knoblauch, die Buche oder die Eiche. Im ältesten medizinischen Werk Japans heißt es schon:

„Verhindere die Krankheit, bevor sie eintritt –
das ist der Schlüssel der Medizin.“  

Hohe Immunität und Resistenz

Der Ginkgo gilt als besonders hitze-, strahlungs- und krankheitsresistent. Der Baum ist enorm anpassungsfähig und hat eine hohe Resistenz gegenüber Krankheiten, Pilzen, Bakterien, Viren, Feuer, Autoabgasen, Frost, Streusalz und anderen Giftstoffen. Die hohe Immunität gegen Bakterien- und Virusattacken wird vor allem durch den Säuregrad der Blätter erklärt, vor allem durch Ginkgol und Ginkgolsäure, zum anderen durch Wirkstoffe aus den Wurzeln. Blätter, Holz und Wurzeln sind für fast alle Insekten mehr oder weniger toxisch.

Junge Ginkgo-Bäume müssen aber vor Spätfrost im Frühjahr geschützt werden. Nach Prof. Kehr von der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen können auch Ginkgo-Bäume vom weltweit verbreiteten Hallimasch-Pilz befallen werden. [18]

Der Ginkgo passt sich den schwierigsten Bedingungen hervorragend an, auch dann, wenn andere Arten resignieren, ob in Seoul, in Tokio oder anderen großen Hauptstädten. In New York gehört er zu den am häufigsten gepflanzten Arten entlang der Straßen von Manhattan.

„Der Ginkgo verdankt sein Überleben
vielleicht einer natürlichen Immunität
gegenüber den meisten Aggressionsfaktoren.“ [1]

Hiroshima

In Hiroshima stand ein Ginkgo-Baum ca. 800 m vom Epizentrum der Atombombenexplosion am 6.8.1945 entfernt, der stärkster radioaktiver Strahlung ausgesetzt war und verbrannte und alles Leben weit und breit verstummte. Und doch trieben im Frühjahr des darauffolgenden Jahres die ersten Blätter aus den verkohlten Ästen. Heute ist der stattliche Veteran im Hiroshima Memorial Park ein Mahnmal und Symbol für Frieden, Vernunft und Hoffnung auf eine gewaltlose bessere Zukunft und für das friedliche Zusammenleben der Völker.

Auf der Insel Tsushima im Westen Japans wird von einem 1500 Jahre alten Ginkgo-Baum berichtet. Er hat ein Feuer, einen Taifun und mehrere Naturkatastrophen bis zum heutigen Tage überlebt. Und obwohl der Stamm von einem Blitzschlag getroffen und versengt wurde ist die Lebenskraft des Baumes bis heute ungebrochen.

„Der Ginkgo überlebte aber nicht nur die Atombombe,
 er scheint darüber hinaus die Zeit zu besiegen.“ [9]

Fächerblatt: Symbol von Yin und Yang

Um den Ginkgo biloba ranken sich Mythologien, deren Ursprung in der chinesischen Philosophie zu finden ist. So brachte man das zweigeteilte Fächerblatt schon früh mit dem Symbol von Yin und Yang, dem Inbegriff der Harmonie, dem weiblichen und männlichen Prinzip, von Freud und Leid, von Leben und Tod in Verbindung, dass für die Integration von Gegensätzen zu einem sinnvollen Ganzen steht und Goethe zu seinem berühmten Gedicht „Ginkgo biloba“ inspirierte. Ebenso repräsentiert die schlanke aufstrebende Wuchsform des Ginkgo das Yang und wird mit Aktivität und Lebenskraft gleichgesetzt, während die Blätter aufgrund ihrer fächerartigen Form das Yin, also Sanftheit und Weichheit darstellen.

„Der Ginkgo Baum
spiegelt mit seinen Eigenschaften
eine Lebensweise wieder,

die von Gesundheit, Ästhetik
und Balance geprägt ist.“ [2) 

Rückkehr nach Europa & Deutschland

Im Februar 1691 stieß der deutsche Mediziner und Botaniker Engelbert Kaempfer in Nagasaki/Japan auf den Ginkgo-Baum. Vermutlich im Jahr 1730 kam der erste Ginkgo in Form eines kleinen Sämlings in die Organgerie von Utrecht (Holland). Von dort gelang er über Deutschland nach England und schließlich 1843 in die USA. Dort stehen die ältesten Exemplare in Philadelphia.

Der älteste Ginkgo in Deutschland wurde nachweislich 1761 in Saarbrücken gepflanzt,  existiert heute aber nicht mehr. Der älteste Ginkgo-Baum Deutschlands steht jetzt im Schlosspark des Fürsten von Harbke in der Nähe von Magdeburg. Gepflanzt wurde er etwa 1772 und ist damit etwa 245 Jahre alt. Er bringt es allerdings auf eine ungewöhnliche Höhe von nur 10 Metern.

Standorte von Ginkgo-Bäumen

  • Utrecht/Holland, Botanischer Garten; vermutlich ältester Ginkgo-Baum Europas; 1730
  • Harbke, Schlosspark, Sachsen-Anhalt; ältester Ginkgo-Baum Deutschlands, 1772
  • Kew bei London, Botanischer Garten, um 1775
  • Mannheim, Botanischer Garten, um 1780
  • Frankfurt-Rödelheim, Brentanopark; 1780-1790
  • Kassel-Wilhelmshöhe, Bergpark;1781
  • Putbus/Rügen, Park; 1787
  • Jena, Botanischer Garten; 1792-1794; Goethe-Baum; Chi-Chi-Bildung am Stamm
  • Jüchen/Niederrhein, Schoss Dyck; 1796;
    Bis 1985 stand im Schlosspark Dyck ein ca. 189 Jahre alter Ginkgo biloba, einer der ältesten Ginkgos Deutschlands. Er wurde vom Sturm umgeworfen. Um den Baum zu erhalten wurden einige Veredlungen des alten Baumes gemacht.
  • Hamburg, Jenischpark; um 1800
  • Weimar, Goethe-Ginkgo, 30 m hoch, Puschkinstr.; 1815;
    in Weimar sollen heue über 90 Ginkgo-Bäume stehen
  • Stuttgart, Wilhelma; 1850
  • Potsdam, Sansscouci, Nordischer Garten; 1850/1860
  • Bonn, Botanischer Garten; 1870
  • Karlsruhe, Schlossgarten; 1870-1880; Höhe 35 m; Umfang 3,98 m; höchster Ginkgo Deutschlands
  • Konstanz, Insel Mainau; 1872; Höhe 25 m, Umfang 4,86 m
  • Leiden/Holland, Botanischer Garten der Universität; 1875
  • Dresden, Bachstr., Allee aus 30 Bäumen, darunter mehrere weibliche Exemplare; 1895
  • Dresden, Hans-Sachs-Str., Allee aus 52 Bäumen, darunter mehrere weibliche Exemplare; 1927-1928
  • Berlin-Wilmersdorf, Universität der Künste; Berlin-Neukölln, Britzer Park; Berlin, Humboldt-Universität
  • Rosenheim/Oberbayern, Prinzregentenstr., Ginkgo-Alleen
  • Wien: Schönbrunn, Rathauspark, Schlossbergstr., Schloss Schönbrunn, Stadtgarten.
  • Weitere Ginkgo-Plätze: Heidelberg; München; Mönchengladbach; Bremen, Stadtpark;  Müllheim; Lindau, Bodensee; Fürth, Stadtpark; Greifswald; Putbus; Güstrow; Destedt; Speyer; Bad Dürkheim; Goseck, Schlosspark; Ostrau, Schlosspark v. Veltheim; Hundisburg. [3]

Ginkgo: Botschafter für Frieden und Toleranz

Im Rahmen der von Dr. Lienhard Barz initiierten Aktion „Bäume für Menschenrechte“ wurde zum Auftakt ein 12 Jahre alter Ginkgo-Baum vor dem städtischen Klinikum in Nürnberg gepflanzt. Bis zu 60 Bäume sollen an verschiedenen Standorten in Nürnberg folgen.

Ginkgo-Bäume im Rheinland

  • Düsseldorf, Goethe-Museum/Jägerstr.
  • Düsseldorf, Hofgarten, an der Oper
  • Düsseldorf, Botanischer Garten der Universität
  • Krefeld, Botanischer Garten
  • Bonn, Botanischer Garten
  • Leverkusen, Tillmanns Park
  • Köln, Botanischer Garten/Flora
  • Köln, Ehrenfeld, Dechenstr.
  • Köln-Ehrenfeld, Körner Str.
  • Köln, Belgisches Viertel
  • Köln, Stadtgarten, Venloer Str.
  • Köln, Longerich, Hansenstr./An der Lang, 17 Bäume;
    darunter einige weibliche, die wegen der Geruchsbelästigung durch Buttersäure den Anwohnern zu schaffen machen; die Stadt will sie aber nicht fällen.
  • Köln, Sürth, Ulmenallee, 20 Bäume;
    hier besteht das gleiche Problem wegen Geruchsbelästigung durch die weiblichen Ginkgo-Bäume; auch hier will die Stadt die Bäume nicht fällen.
  • Köln, Nippes, Wevelinghovener Str., 18 Ginkgo-Bäume, davon 13 weiblich;

Die Stadt bestellt zwar männliche Ginkgo-Bäume, aber man sieht erst nach 25-30 Jahren, wenn sie zum ersten Mal Früchte tragen, ob sie männlich oder weiblich sind.

Ginkgo in der chinesischen Medizin

Der Ginkgo gilt in China seit über 4000 Jahren als Heilbaum. Erstmals erwähnt wurden seine Heilkräfte im „Handbuch der Barfußmedizin“, das aus dem Jahr 2800 v. Chr. stammt. Als gesichert gilt, dass Baumrinde, Blätter und Früchte seit dem 11. Jahrhundert im China für Heilzwecke genutzt werden. Blätter und Samen werden in zahlreichen chinesischen Heilpflanzenbüchern seit dem Mittelalter wegen ihrer vielseitigen Einsatzbereiche erwähnt.  Nach einem 1595 verfassten Werk von Li Shi-chen wurde die Ginkgoblätter schon damals zur Behandlung von Asthma, Bronchitis, Erfrierungen, Gonorrhoe, Hautkrankheiten, Husten, Magenleiden, Tuberkulose und Unruhezuständen sowie als Heiltee und Wundpflaster verwendet.

Amoenitates Exoticarum

Die erste ausführliche westliche Beschreibung stammt von dem deutschen Arzt und Botaniker Engelbert Kaempfer, der bei seinem Aufenthalt im Auftrage der holländischen Vereinigten Ost-Indien-Gesellschaft (VOC) von 1690-1692 in Japan die japanische Pflanzenwelt intensiv erforschte und sein Material in dem 1712 in Lemgo gedruckten Werk „Amoenitates Exoticacarum“ publik machte. Wahrscheinlich hieß der Baum ursprünglich „Ginkyo“ und durch eine falsche Übertragung entstand daraus „Ginkgo“.

Erste Ginkgo-Extrakt-Analysen in Deutschland

Der Arzt und Botaniker Dr. Willmar Schwabe analysierte in seiner Karlsruher Firma die Inhaltsstoffe in den Blättern des Ginkgo-Baumes und entwickelte 1965 ein Produkt, dass die Wirkstoffe in konzentrierter Form enthielt (EGb-761) und als „Tebonin“ bis heute im Handel ist. Seither gab es zahlreiche Untersuchungen zur Wirkung der Ginkgo-Extrakte. [15]

Ginkgo-Nüsse

Die Früchte des Ginkgo können erst nach 25-40 Jahren an weiblichen Ginkgo-Bäumen heranwachsen. Sie sehen aus wie Aprikosen und hängen im Herbst traubenartig an den Ästen. Am Baum stinkt noch nichts. Erst, wenn diese Früchte zu Boden fallen und man sie liegen lässt, setzt durch das Verfaulen der Außenhaut, die zu über 80 % aus Fett besteht, ein ranziger, penetranter Buttersäure-Geruch ein.

Wenn man die Früchte nach dem Herabfallen gleich entfernt und den unter dem Fruchtfleisch versteckten eigentlichen Kern herausnimmt, hat man einen gesunde essbare Nuss, die geschält und unbehandelt im Geschmack unserer Kartoffel gleicht. Sie können roh oder geröstet gegessen werden. Geröstet ähnelt der Geschmack dem von Pistazien. Wer die Früchte selbst sammelt, sollte sich mit Handschuhen vor den Säuren schützen. Vor allem die Ginkgolsäure wirkt stark hautreizend und kann allergische Reaktionen hervorrufen.

Inhaltsstoffe der Ginkgo-Nuss

Ginkgo-Nüsse bestehen hauptsächlich aus Stärke (68 %), Eiweiß (13 %) sowie Fett (3 %). Sie enthalten Aminosäuren wie etwa Tryptophan, was für unseren Schlaf und gute Laune wichtig ist. Sie enthalten ferner Vitamin C, Niacin (B3), Thiamin (B1) sowie Mineralien wie Kalium, Kupfer und Eisen.

Vorsicht bei Überdosierung

Auslöser für Nebenwirkungen bei Überdosierung ist ein Stoff namens 4-Methoxypyridoxin (MPN), der Gegenspieler zu Vitamin B 6 ist, wodurch im Gehirn bestimmte Botenstoffe nicht mehr gebildet werden können und andererseits mehr Glutamat anfällt, dass die Neigung zu unkontrollierten Muskelaktionen erhöht mit Krämpfen. Kinder unter 6 Jahren sollten keine Ginkgo-Nüsse essen. Kinder von 6-12 Jahren höchstens 15 Nüsse. Erwachsene je nach Körpergröße höchstens 20-30 Nüsse. [5]

Ginkgo-Nüsse in der chinesischen Medizin 

Ginkgo-Nüsse wurden in der chinesischen Medizin z.B. gegen Husten, Asthma,  Wurmbefall, Bettnässen, Reizblase, Scheidenfluss, Blenorrhoe (eitrige Absonderung der Schleimhäute), Impotenz, Nervosität, Alkoholmissbrauch und sogar bei Pocken eingesetzt. Sie sollen außerdem krebshemmende Eigenschaften haben. In gekochtem Zustand sollen sie die Verdauung fördern. Sie gelten darüber hinaus als Delikatesse und werden zu feierlichen Anlässen gereicht. [4]

Die Ginkgo-Nüsse sollen nicht nur
Gesundheit und ein langes Leben verleihen,
sondern auch eine aphrodisierende Wirkung haben. [9]

Weiter verbreitet und wissenschaftlich anerkannt
ist der Einsatz der Ginkgo-Blätter als Heilmittel.

Was steckt im Ginkgo-Blatt?

Ginkgo-Blätter enthalten über 100 Komponenten, im Wesentlichen zwei Stoffgruppen, Flavonoide und Terpenoide, wobei die therapeutisch sehr wirksamen Flavonalglykoside dominieren. Zu den Flavon- und Flavonolglykosiden gehören Kaempferol (nach Dr. Kaempfer benannt), Quercetin, Isorhamnetin, Apigenin, Luteolin.

Von den Terpenoiden gibt es im Ginkgo-Blatt gleich fünf Gingolide (A, B, C, J, M) und das Bilobalid. Diese Substanzen wurden bisher nur im Ginkgo-Blatt gefunden. Für die Erforschung dieser einmaligen Substanzen erhielt der Amerikamer E. J. Corey 1990 unter anderen den Nobelpreis für Chemie.

Die Ginkgo-Blätter enthalten ferner auch Alkohole, Aldehyde, Ketone und Säuren. Die alicyclischen Säuren sind Shikimisäure, Chinasäure, Ascorbinsäure (Vitamin C), Ginkgolsäure, Hydroxyginkgolsäure, Polyole (Pinit, Sequovit) sowie Saccharose. Der Alkoholgehalt und die fünf verschiedenen Säuren dürften auch der Grund dafür sein, dass Viren und Insekten dem Ginkgo-Baum seit jeher nichts anhaben konnten.

„Ginkgo gehört zu den am besten  untersuchten Arzneipflanzen
im Bereich der rationalen Phytotherapie,
wobei nur die Blätter des Ginkgos (Droge: Ginkgo folium)
pharmazeutisch-medizinisch in Form von Extrakten  eingesetzt werden.“

„Therapeutisch relevante Hauptinhaltsstoffe der Ginkgo-Blätter sind Terpenoide und Flavonoide. Weiterhin enthält die genutzte Droge Ginkgolsäuren, Sesquiterpene, Steroide, Benzenoide, Carotinoide, Allyphenole, Polyphenole, Fettsäuren, Aminosäuren und Kohlenhydrate. Nicht-glykosidische Bioflavone, Catechine, Proanthocyanidine und anorganische Salze sind ebenfalls zu finden.“ [16]

Wie alle pflanzlichen Arzneimittel enthalten auch Ginkgo-Extrakte Begleitstoffe, die für sich allein gesehen wirkungslos oder nur wenig wirksam sind. Den Forschern ist es bislang noch nicht gelungen, den „Geheimcode“ des Ginkgos wissenschaftlich belegbar zu entschlüsseln. Die Wirkung der Ginkgo-Extrakte wurde in rd. 40 wissenschaftlichen Studien belegt. Auch die WHO erkennt beispielsweise Ginkgo biloba als Antidementivum an. Bis heute sind die Wirkstoffe für die Industrie nicht synthetisch herstellbar. Heute ist jedes dritte gegen Durchblutungsstörungen verordnete Medikament ein Ginkgo-Präparat.

Ginkgo-Extrakt-Wirkungen 

  • verbessert die Fließfähigkeit des Blutes
  • beeinflusst die Elastizität der Gefäße positiv
  • versorgt das Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen
  • schützt die Gewebezellen vor Schaden durch Sauerstoffmangel
  • verbessert die Stressadaption (Stressanpassung)
  • verbessert die Gedächtnisleistung und das Lernvermögen
  • wirkt antioxidativ (Radikalfänger)
  • verbessert die Durchblutung des Gehirns, der Augen und Ohren
  • fördert die Blutgerinnung, verhindert Blutgerinnsel
  • steigert die Sauerstoffmangeltoleranz, insbesondere des Gehirngewebes
  • hemmt die Entwicklung eines traumatischen oder toxisch (durch Vergiftung)
    bedingten Hirnödems und beschleunigt seine Rückbildung
  • fördert die Kompensation von Gleichgewichtsstörungen
  • schützt die Blut-Hirn-Schranke und verbessert deren Filter- und Kontrollfunktion
  • vermehrt Bildung und Ausschüttung des Nervenbotenstoffes Acetylcholin
  • fördert die Aufnahme von Cholin im Hippocampus
  • erhöht die Anzahl der Rezeptoren für diesen Neurotransmitter
  • verhindert Abbau und Untergang von Nervenzellen
  • hilft Nervenzellen ihre Energieversorgung aufrechtzuerhalten (Neuroprotektion)
  • verlangsamt den Alterungsprozess
  • verhindert Störungen der Mitochondrien und der ATP-Bildung
  • regeneriert bereits geschädigte Mitochondrien [4,5,6,7]

Ginkgo – der grüne Jungbrunnen

Die Wirkstoffe des Ginkgos können den Alterungsprozess zwar nicht verhindern, doch viele Beschwerden, die mit ihm einhergehen, positiv beeinflussen. Insbesondere der durchblutungsfördernde Effekt von Ginkgo-Präparaten bietet einen wichtigen Schutz für Herz, Gehirn und Sinnesorgane. [4]

Schutz für die Mitochondrien

Die Mitochondrien sind unsere Energielieferanten in der Zelle. Sie werden auch als „Kraftwerke“ der Zelle bezeichnet, da sie die gebundene Energie der Nahrung in das ATP (Adenosintriphosphat) umwandeln. Mitochondrien sind von einer doppelten Zellmembran umgeben, die besonders viele ungesättigte Fettsäuren enthält. Hierdurch sind die Mitochondrien oxidationsempfindlich gegenüber freien Radikalen und reagieren sensibel auf Sauerstoff- und Nährstoffmangel. Auch durch den Metabolismus der Mitochondrien entstehen Sauerstoff-Radikale, die besonders von geschädigten Mitochondrien verstärkt gebildet werden, die Mitochondrien selbst und die übrige Zelle schädigen. Mitochondrien spielen auch im Alterungsprozess eine wichtige Rolle und sind Auslöser des Zelltodes.

„Der Spezialextrakt EGb 761
ist ein Mitochondrien-Stabilisator
und ein Mitochondrien-Schutzfaktor.“
Prof. Walter Müller

Pharmakologische Wirkungen

Die Schutzwirkung von EGb 761 auf die Mitochondrien kann viele der bekannten pharmakologischen Wirkungen auf die Nervenzellen erklären. Hierzu zählen:

  • neuroprotektive Wirkungen mit Membranprotektion
  • Verbesserungen des Energiestoffwechsels
  • Steigerung der Hypoxietoleranz
  • Schutz vor Ischämie-Schäden
  • Hemmung der Apoptose
  • Verbesserung der Membranfluidität
  • EGb 761 fördert auch die zentrale Neurotransmission und zeigt eine Verbesserung von Gedächtnisleistung und Lernvermögen [14]

Erläuterungen
neuroprotektiv/Membranprotektion = hindert Nervenzellen vor dem Absterben, Zellschutz
Hypoxie = Sauerstoffmangel
Ischämie = Mangeldurchblutung
Apoptose = Zelltod
Membranfluidität = Grad der Beweglichkeit der Phospholipide (Fettsäuren) in den Zellmembranen
Neurotransmission = Kommunikation zwischen Nervenzellen/Neurotransmittern

„Der Ginkgo-Baum besiegt die Zeit
und ist ein Symbol für Schönheit, Weisheit
und ein langes Leben.“
Michel Random

Indikationen

  • Abwehrschwäche
  • Altersschwäche
  • ADHS
  • Allergien
  • Alzheimer/Demenz
    steigert geistige Leistungsfähigkeit und Aktivität
  • Arteriosklerose
  • Arthritis
  • Asthma
  • Augenkrankheiten – verbessert die Durchblutung des Auges
  • Autoimmunerkrankungen
  • Blasenentzündung (Zystitis)
  • Bluthochdruck
  • Bronchitis
  • Depression
  • Durchfall
  • Diabetes (Folgen)
  • Durchblutungsstörungen des Gehirns, der Gliedmaßen
  • Erkältung
  • Fieber
  • Herzinfarkt
  • Herzmuskelschwäche
  • Herzrhythmusstörungen
  • Hirnleistungsstörungen
  • Impotenz
  • Kopfschmerzen
  • Magenschleimhautentzündung (Gastritis)
  • Mitochondriale Dysfunktion
  • MS – bremst Verlust geistiger Fähigkeiten bei MS-Patienten
  • Müdigkeit
  • Nachtblindheit
  • Netzhautdegeneration
  • Nierenerkrankungen
  • Parkinson
  • Prämenstruelles Syndrom (PMS)
  • Schaufensterkrankheit
  • Schlaganfall
  • Sehstörungen
  • Sonnenbrand
  • Schwindel
  • Taube Hände, kalte Finger – Raynaud-Syndrom
  • Taubheit
  • Tinnitus/Hörsturz
  • Venenleiden/Thrombosegefahr präventiv
  • Vitiligio/Weißfleckenkrankheit
  • Wurmerkrankungen   [4,5,6]

Ist es die Suche nach der Kraft
des ursprünglichen Lebens,

die mythische Ahnung 
von unerforschlicher Weisheit,
die unglaubliche Vitalität
oder sein Erscheinungsbild
in Zweisamkeit,
womit uns der Ginkgo
in seinen Bann schlägt?

Er hat die Zeit besiegt
und ist für uns Menschen
Symbol für Schönheit, Weisheit,
Liebe und ein langes Leben. [17]

Heinrich Georg Becker

Quellen:
[1] Michel, P.F.: Ein Baum besiegt die Zeit – Ginkgo biloba, 1988
[2] Mauritz, S; Heinrich, S.; Barwinske, J.: Das Ginkgo Prinzip, 2008
[3] Orlamünde W.H.: Die ältesten Ginkgos Europas; Gartenpraxis Nr. 5/2007
[4] Teusen, G., Ginkgo – natürliche Energie für Ihr Gehirn, 1998
[5] Zittlau, J., Heilmittel Ginkgo – Alles über die positive Wirkung auf Körper,
Geist und Seele, 2006
[6] Bäumler, S.; Heilpflanzen Praxis heute; Porträts – Rezepturen – Anwendung, 2007
[7] Bovis, F.: Ginkgo – Der Baum des Lebens, 2013
[8] Lewington, A., Parker E.: Ginkgo – Der Dinosaurierbaum in: Alte Bäume – Naturdenkmäler aus aller Welt, 2000
[9] Bockhoff, W., Kircher B.: Dieses Baums Blatt – Ginkgo – Goethe – Gartentraum, 2010
[10] Schmid, M., Schmoll, H.: Ginkgo – Ur-Baum und Arzneipflanze – Mythos, Dichtung und Kunst, 2001
[11] Becker, H.G.: Mythos Ginkgo, 2010
[12] www.brandsigns.com
[13] Schadde, A.: Ginkgo biloba – Eine homöopathische Studie, 2000
[14] Schwörer, C.V., Ginkgo biloba – Schutz für die Mitochondrien, Symposium
des DGPPN-Kongresses, Berlin, in: DNP – Der Neurologe & Psychiater, 2002
[15] Meyer, U., Friedrich C.: 150 Jahre Dr. Willmar Schwabe 1866-2016; 2016
[16] Ude,  C., Paulke, A., Schubert-Zsilavecz, M., Wurgilics, M: Chemie,
Pharmokinetik und Metabolismus von Ginkgo-Extrakt – Eines der
bestuntersuchten Phytopharmaka, in: Pharmazie in unserer Zeit, 5/2009
[17] Becker, H.G.: Ginkgo – Weltenbaum – Wanderer zwischen den Zeiten, 2016
[18] Ginkgo – Odyssee eines Wunderbaums, ARTE Doku, 2017

Ginkgo – Odyssee eines Wunderbaums

Der Ginkgo gilt als ältester Baum der Erde, der schon mehrere Eiszeiten überlebt hat. Ursprünglich aus Ostasien stammend, hat er sich über die ganze Welt verbreitet. In China wird der Ginkgo schon lange als Heilpflanze verehrt. Die Dokumentation demonstriert die vielen Talente des Wunderbaums.
ARTE Doku 2017, veröffentlicht 4.11.2017
https://www.youtube.com/watch?v=bMrcVp6GSrg

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