Ungleichgewicht der Neurotransmitter und Stress-Hormone
Unter Neurostress werden unterschiedliche Krankheitsbilder und Störungen des Wohlbefindens zusammengefasst, deren Ursache u.a. in einem Ungleichgewicht der Neurobotenstoffe und Stress-Hormone besteht.
Der Begriff entstand in den neunziger Jahren im medizinischen Fachgebiet der „Psycho-Neuro-Endokrino-Immunologie“. Dieses medizinische Fachgebiet untersucht die Zusammenhänge zwischen psychischer, neurologischer, endokriner/hormoneller und immunologischer Faktoren der Stress-Reaktionen.
Was ist Stress?
Der Begriff Stress wurde bereits 1930 durch Hans Seyle geprägt und bezeichnet die Folgen von Belastung, Hektik und Überforderung jeglicher Art, die bei langanhaltender Stressdauer zu mannigfaltigen Gesundheitsstörungen führen können.
Stressoren sind:
- Metabolischer Stress
falsche und zu energiereiche Ernährung - Physischer Stress
schwere Arbeit, auch übertriebener Sport - Chemischer/physischer Stress
Umweltfaktoren, Schadstoffe, Schwermetalle, Medikamente,
Strahlung wie Elektrosmog und Geopathie - Sensorischer Stress
Lärmbelastung, Reizüberflutung, Schlafmangel,
übermäßiger Fernseh- und EDV-Konsum - Mentaler Stress
schulische, berufliche Belastungen - Psychischer Stress
Schicksalsschläge, Partnerkonflikte, Einsamkeit,
mangelnde Anerkennung, Konkurrenzdruck, Mobbing, Zukunftsängste
In Verbindung mit Krankheiten
wie Entzündungen oder Infektionen
kann die Wirkung von Stressoren verstärkt werden.
Körpereigene Stressbewältigung
Der Körper versucht mit Hilfe der Stresshormone wie CRH-ACTH-Cortisol und den sogenannten Neurotransmittern wie Serotonin, Adrenalin, Nordrenalin, Dopamin, GABA, Glutamat und Melatonin das Gleichgewicht zu erhalten, was in der Regel bei akuten Stressbelastungen auch gut funktioniert. Bei anhaltendem Stress bzw. dem gleichzeitigen Einwirkungen mehrerer Stressoren kann es zu zunehmenden Gesundheitsstörungen kommen, die oft in Krankheiten münden.
Physiologie der Stressbewältigung
Quelle: Lab4more, München
HP = Hypothalamus
HVL = Hypophysenvorderlappen
NNR = Nebennierenrinde
ZNS = Zentrales Nervensystem
ANS = Autonomes Nervensystem
IRS = Immunresponse-System
Die neuroendokrine Stressachse/Stresshormonachse
besteht aus vier verschiedenen Reaktionszentren:
- erstes Reaktionszentrum
HPT-HVL-NNR-Achse (Hypothalamus-Hypophysenvorderlappen-Nebennierenrinde):
CRH-Aktivierung im paraventrikulären Nukleus (PVN) - zweites Reaktionszentrum
Locus coeruleus im ZNS steuert Noradrenalin-Ausschüttung - drittes Reaktionszentrum (neuronale Stressachse)
ANS: Aktivierung des Sympathikus und des Nebennierenmarks - viertes Reaktionszentrum (Stess-Immunachse)
IRS: zentrale Immunaktivierung [1]
Neuroendokrine Gesundheitsstörungen
Psyche – Schlaf – Gehirn
- Stimmungschwankungen
- Unruhe, Nervosität, Panikattacken
- Angst-, Zwangsstörungen
- Schlafstörungen, nicht erholsamer Schlaf
- Gedächtnisstörungen, Konzentrationsschwäche
- Posttraumatische Stresserkrankung
- Depression, Bipolare Depression
Energiemangel
- mentale und physische Antriebslosigkeit
- Leistungsabfall, Motivationsverlust
- Energiemangel/Muskelschwäche
- Erschöpfung/Müdigkeit
- Tagesmüdigkeit
- Chronische Müdigkeit (CFS)
- Burnout
Herz & Gefäße
- Herzrhythmusstörungen, Kreislaufstörungen
- Hypotonie, Tachykardien, Orthostasesyndrom
- Bluthochdruck, Tinnitus
Darm & Ernährung
- Darmerkrankungen, entzündliche
- Reizdarmsyndrom
- Essstörungen, Heißhunger
- Übergewicht/Adipositas
- Nahrungsmittel-Überempfindlichkeitsreaktionen
- Appetitstörungen
- Kohlehydrat-Heißhunger
- Suchtstörungen
Schmerzen
- Gelenkerkrankungen
- Fibromyalgie
- Kopfschmerzen
- Migräne
Immunsystem
- Allergien
- Autoimmunität
- Infektneigung
- Immundysfunktion
Neurodegeneration
- Restless leg Syndrom
- Parkinson
- Alzheimer/Demenz
Sonstige Gesundheitsstörungen
- ADS/ADHS/Hyperaktivität
- Autismus
- Licht-, Lärm-, Reizstoffsensitivität
- MCS (Multiple Chemische Sensitivität)
- PMS/Prämenstruelles Syndrom
- Menopausen-Beschwerden
- Hypothyreose, Hypogonadismus, Libidoverlust
- Hypocortisolismus
- Schizophrenie, Epilepsien
- Mitochondriale Dysfunktion
Laborbefund Neurostress
Praxisbefund NHP W.P. Bales
Neurostressanalyse
Idealerweise erfolgt eine komplette Neurostressanalyse mit:
- Noradrenalin
- Adrenalin
- Dopamin
- Serotonin
- Glutamat
- GABA
- Cortisonprofil
- DHEA (Dehydroepiandosteron)
- Melatonin (kann zusätzlich untersucht werden)
Gehirnmetaboliten
Es kann im Einzelfall sinnvoll sein anstatt Noradrenalin, Dopamin und Serotonin oder zusätzlich die Gehirnmetaboliten dieser Neurotransmitter zu untersuchen:
- Vanillinmandelsäure/Noradrenalin)
- DOPAC/Dopamin)
- 5-HIES/5-Hydroxy-Phenylacetat/Serotonin
Je nach Symptomatik oder zur Kontrolle können die Neurotransmitter und Hormone (Adrenaler Stressindex) oder das Cortisoltagesprofil separat untersucht werden.
Neurotransmitter-Therapie
Die Therapie der Neurotransmitter erfolgt mit Nahrungsergänzungsmitteln, die je nach Indikation bzw. Laborbefund spezielle Aminosäuren, Vitamine, Mineralien, Fettsäuren enthalten zur Regulierung der jeweiligen Defizite oder Überschüsse.
Labor
Die Untersuchung der Neurotransmitter sowie Melatonin erfolgt im Speichel; Serotonin im Urin.
Je nach Situation kann auch der folgende Test auf Entzündungen im Gehirn im Blut erfolgen erfolgen:
Neuroinflammation
- Interleukin 1ß
- Interleukin 12
- Interleukin 18
- MCP-1
- S-100 (Diasorin)
- MIP-1 alpha
- BDNF
Quellen:
[1] Dr. W. Bieger, NeuroLab: Neurostress-Guide – Grundlagen zur gezielten Aminosäurentherapie bei neuroendokrinen Funktionsstörungen, 2016