Allergien & Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten

Zahlreiche Beschwerden

Viele Patienten klagen über Allergien und Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten mit Beschwerden von Schmerzen, Missempfindungen, Völlegefühl, Flatulenz (Blähungen) oder wiederkehrenden Durchfällen. Darüber hinaus können auch Beschwerden auftreten, die völlig andere Erkrankungen vermuten lassen wie chronische Müdigkeit, Erschöpfungszustände oder Antriebsschwäche sowie Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen oder Migräne, bei Kindern auch Verhaltensauffälligkeiten.

Nahrungsmittel-Antigene

Aufgabe des Immunsystems ist es mit Hilfe von Antikörpern Antigene aus den Nahrungsmitteln aufzuspüren und deren Eliminierung zu veranlassen. Der Sinn der Bildung von Nahrungsmittel-Antikörpern besteht darin diese Partikel zu neutralisieren, da sie als körperfremd gelten. Sie dienen also nicht der Ernährung, sondern dem Immuntraining.

Darmschleimhaut-Barriere

Damit dieser Prozess geordnet ablaufen kann muss eine intakte und stabile Darmschleimhaut-Barriere dafür sorgen, dass dieses Antigene Material ausschließlich über die spezialisierten Darmzellen (sog. M.Zellen) aufgenommen werden. Diese Barriere wird durch die Darmschleimhaut (Darmmukosa) gebildet und muss zeitlebens nicht nur aggressive Verdauungssäfte, die aus Säuren und Enzymen bestehen, zuverlässig abwehren, sondern auch Bakterien, Viren, Pilze, Umweltgifte und letztlich auch „ungesunde“ Nahrungsbestandteile. Es dürfen nur diejenigen Nährstoffe die Darmmukosa passieren, die nicht mehr körperfremd sind, also neutralisiert wurden und nicht mehr als Fremdkörper erkannt werden.

Verstärkte Antikörperproduktion

Im Umkehrschluss birgt eine Störung der Verdauungsprozesse bzw. eine Störung der Barrierefunktion der Darmschleimhaut das Risiko für die Entstehung von Allergien bzhw. einer vermehrten Bildung von Antikörpern gegen Nahrungsmittel. Eine solche Störung kann z.B. entstehen durch eine Darmentzündung, die Einnahme bestimmter Medikamente, durch falsche Ernährungsweise oder Veränderungen der gesunden Darmflora. Je nach Ausprägung der Störung können verschiedenste Antigene, darunter auch Nahrungsantigene, ungehindert durch die Darmwand durch. Das Immunsystem muss dann heftige Gegenmaßnahmen ergreifen und fährt die Antikörperproduktion hoch. Diese kann mit Hilfe des „Allergo-Screen-Tests“ beurteilt werden.

Therapieansätze

Die Therapie besteht darin die Darmschleimhaut zu entlasten, so dass sie sich regenerieren kann. Dazu ist es notwendig gleichzeitig eine Stuhluntersuchung bzw. Mikrobiomanalyse zu machen um den Zustand und die Funktion der Darmschleimhaut beurteilen zu können. Gleichzeitig ist eine Ernährungsumstellung notwendig, wobei die Nahrungsmittel mit Reaktionen ab Stärke 2 für längere Zeit gemieden werden sollen. Die für die Stuhluntersuchung relevanten Parameter sind weiter unten aufgeführt.

Gesunde Darmschleimhaut

„Körperfremde Substanzen (sog. Antigene) aus dem Darmlumen werden gezielt von spezialisierten Immunzellen, M-Zellen, die überall in der Darmschleimhaut verteilt sind, aufgenommen. Die nachfolgende Auseinandersetzung mit den Antigenen dient einzig dem Immuntraining, welches letztlich in der Bildung von spezifischen Abwehrkörpern (Antikörpern) mündet. Spezifisch bedeutet, dass für jedes Antigen ein eigener (exclusiver“ Antikörper gebildet wird. Somit verfügt das Immunsystem im Laufe der Jahre über eine beeindruckende Vielzahl von verschiedenen Antikörpern. Die hier beschriebene kontrollierte Aufnahme von Antigenen verhindert überschießende Abwehrreaktionen gegen körperfremdes Material.“ [2]

Gestörte Darmschleimhaut

„Kommt es zu einer Schädigung der Schleimhaut kommt es zu einem völlig unkontrollierten Einstrom von Antigenen. Die notwendigen Abwehrmaßnahmen führen zu intensiven Reaktionen, die letztlich in einer überschießenden Antikörperbildung münden. Damit kann der Grundstein für zukünftige allergischen Reaktionen gelegt sein.

Mit Hilfe moderne Laborparameter die im Stuhl untersucht werden, können diese Prozesse erkannt werden. Durch gezielte medikamentöse Maßnahmen (Nahrungsergänzungsmittel) sowie die vorübergehende Karenz hinsichtlich unverträglicher Nahrungsmittel, können die Schleimhautdefekte abheilen.“ [2]

Der Patient erhält vom Labor zusammengestellte Kochrezepte
mit einer anschaulichen Darstellung der wichtigsten Prinzipien
einer gesunden und damit darmschonenden Ernährung.

IgE vermittelte Allergien

IgE vermittelte Allergien sind die am besten untersuchte Gruppe. Hierbei liegen spezifische IgE-Antikörper gegen Lebensmittel vor, die sich an der Oberfläche von Mastzellen binden und bei Allergenkontakt zu einer Freisetzung von Zytokinen führen, die eine Immunreaktion auslösen. Bei Gesunden wird die IgE-Bildung über das TH1/TH2-System reguliert. Bei Kontakt mit einem starken Allergen kann es dann zu dem sogenanten TH2-Shift kommen, der eine verlängerte und intensivierte IgE-Bildung nach sich zieht.

Hierbei kann auch ein Mangel an Pankreasenzymen (exokrine Pankreasinsuffizienz) eine Rolle spielen. Pankreasenzyme können sowohl Allergene zerstören als auch IgE-Antikörper abbauen. Ferner sollte beachtet werden, dass verschiedene Xenobiotika wie Formaldehyd, Quecksilber oder Aluminium sowie Schadstoffe aus der Luft die Bildung von IgE begünstigen können.

Ferner können auch neuroendokrinologische Faktoren eine erhöhte IgE-Bildung triggern. So haben die Stresshormone DHEA, Cortisol und Noradrenain einen Einfluss auf die TH1/TH2-Balance. Bei Dysstress kann zu es einem niedrigen Cortisolspiegel mit einem TH2-Shift und damit erhöhter IgE-Bildung kommen.

TH2-Dominanz durch Allergien

Beim Menschen bestehen 70-80 % der gesamten Immunglobuline aus IgG, die sich auf 4 Subklassen verteilen: IgG 1, IgG 2, IgG 3, IgG 4.

Während die Immunmechanismen sowie die klinische Bedeutung von IgE-vermitteltetn Typ I-Allergien gut dokumentiert sind, gibt es hinsichtlich der IgG-vermittelten Typ III-Reaktionen noch unterschiedliche Auffassungen. Allergien sind mit hohen Antikörper-Spiegeln der IgG-Unterklassen, insbesondere IgG 4 verknüpft, was auf eine Reaktion des Immunsystem mit TH2-Dominanz hinweist.

Hohe IgG und IgG 4-Konzentrationen sprechen für eine intensive Auseinandersetzung des Immunsystems mit den postiv getesteten Nahrungsmitteln, deren Ursache in der Regel ein pathologisch erhöhter Antigeneinstrom in den immunaktiven Bereich der Darmwand ist. In diesem Zusammenhang spielt das sekretorische Immungubulin A (sIgA) eine große Rolle, da dies für den Schutz der Darmschleimhaut wichtig ist. 

Die Praxiserfahrung zeigt,
dass es Patienten deutlich besser geht,
wenn sie auf der Grundlage der IgG-4-Tests
eine  entsprechende Diät durchführen
und die Nahrungsmittel für längere Zeit meiden,
die hohe IgG-4-Antikörper zeigen.

Mögliche Symptome und chronische Beschwerden

  • Adipositas/Übergewicht
  • Akne
  • Angstzustände
  • Blähungen, Völlegefühl
  • Bluthochdruck
  • Burn-Out-Syndrom
  • Reizdarm-Syndrom
  • Depressionen
  • Durchfall
  • Erschöpfung
  • Gefühlsschwankungen
  • Infektanfälligkeit
  • Haarausfall
  • Hautjucken/Hautrötung
  • Hormonstörungen
  • Hyperaktivität/ADS
  • Kopfschmerzen/Migräne
  • Müdigkeit, chronische
  • Muskel-/Gelenkschmerzen
  • Oberbauchbeschwerden
  • Schwindel
  • Übersäuerung/latente Azidose
  • Übergewicht
  • Verstopfung

PräScreen-Allergie

Der PräScreen Allergie ist die ideale Einstiegsuntersuchung, die über akute Reaktionen nach Kontakt mit einem Nahrungsmittel klagen. Dabei sind von besonderem Interesse die Kreuzreaktionen zwischen Pollen und Nahrungsmitteln. So kann beispielsweise eine allergische Reaktion mit Birkenpollen auch in Erscheinung treten, wenn Nüsse, Stein- und Kernobst, Kiwi, Birkenpollen, Sellerie oder Karotte verzehrt werden. Untersucht werden:

  • Gesamt IgE
  • Gräser/Inhalations-Pool IgE
  • Baumpollenmischung IgE
  • Nahrungsmittel IgG: Weizen, Haselnuss, Kuhmilch, Ei, Tomate, Banane, Ananas, Senf

Anschussdiagnostik AllergoScreen Inhalation  

Werden im PräScreen Allergie Reaktionen auf Gräser und Pollen gefunden, so kann anschließend eine weitere Untersuchung zur Differenzierung erfolgen, um festzustellen, auf welche Antigene der Patient reagiert. [1]

Indikator für diese Untersuchung sind: 

  • Asthma bronchiale
  • Augenbrennen / rez. Konjunctivitis
  • Hustenreiz (kontinuierlich oder saisonal)
  • Heuschnupfen
  • Rezidivierende HNO-Symptome unklarer Genese
  • Rhinitis unklarer Genee (meist klarer wässriger Ausfluss)

Insgesamt werden 36 Allergene in 9 Pools erfasst:

  • Bäume (Früh- und Spätblüher
  • Gräser (Früh- und Spätblüher)
  • Schimmelpilze
  • Hausstaub
  • Nutztiere
  • Nager
  • Federn

Anschlussdiagnostik AllergoScreen Nahrungsmittel

  • Allergo-Screen Basic mit 87 Grundnahrungsmitteln
  • Allergo-Screen Premium mit 261 Nahrungsmitteln
  • Allergo-Screen Veggie
    Berücksichtigt durch die Auswahl der enthaltenen Nahrungsmittel besonders die Bedürfnisse von vegetarisch lebenden Menschen

Zu diesen Profilen erhält der Patient
neben seinem Befund individuelle Rezepte,
Ernährungs- und ausführliche Therapieempfehlungen.

Häufige Auslöser für Nahrungsmittelallergien

  • Gemüse: Sellerie, Karotten, Bohnen
  • Früchte: Zitrusfrüchte, Äpfel, Kiwi
  • Milch, Milchprodukte
  • Fisch, Meerestiere
  • Gewürze: Paprika, Curry, Anis, Basilikum, Kümmel, Zwiebel
  • Nüsse, Samen: Haselnüsse, Walnüsse, Mandeln, Erdnüsse
  • Getreide: Weizen, Roggen
  • Honig [3]

Weiterführende Diagnostik

Häufig spielen bei chronischen Beschwerden sowie Multi-System-Erkrankungen neben den immunologischen Reaktionen auf Gräser, Baumpollen und/oder Nahrungsmittel auch die Themen Histamin, Leaky Gut (durchlässiger Darm) sowie stille Entzündungen eine Rolle.

Daher kann es sinnvoll sein gleichzeitig auch die folgenden Untersuchungen durchzuführen:

  • Histamin im Blut
  • Diaminooxidase-Enzym (DAO) im Blut
  • Zonulin im Blut (Leaky Gut)
  • Entzündungsmarker: TNF-a-, IL 6
  • Mikrobiomanalyse / Stuhluntersuchung incl.:
  • Pankreas-Elastase
  • Sekretorisches Immunglobulin A
  • Alpha-1-Antitrypsin
  • Calprotectin
  • Candida
  • Schimmelpilze
  • Histamin
  • Zonulin

Quellen
[1] GanzImmun Labor: Allergo-Screen-Konzept, Neue diagnostische Möglichkeiten zur Abklärung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten
[2) GanzImmun Labor: Abbildungen und Texte: Allergo-Screen – Allgemeine Ernährungsempfehlungen zur Ernährungsumstellung
[3] Döll, M.: Darm Gesund – Der Weg zur guten Verdauung, 2018